Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern zunächst weiter angezogen und die Brent-Futures kurzzeitig sogar die 115-Dollar-Marke überschritten. Im späten Handel gab es aber Neuigkeiten aus Kanada, was auf die Preise drückte. In Folge starten die Heizöl-Notierungen mit leichten bis moderaten Abschlägen in den heutigen Tag.
Aktuell stehen die Juli-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 112 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 110,20 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar durchaus etwas überraschend zulegen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0530 US-Dollar gehandelt.
In Erwartung einer in den nächsten Wochen deutlich zunehmenden Benzin-Nachfrage in den USA und in China, haben die Rohölpreise im Schlepptau der Benzin-Kontrakte gestern zunächst weiter angezogen. Außerdem gab es besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus der EU.
Die Meldung, dass die OPEC+ Gruppe im April ihr Mengenziel um 2,6 Millionen Barrel pro Tag verfehlt hat, wirkte ebenfalls stützend, auch wenn dies nicht unbedingt überraschte, denn allein die Lieferungen Russlands gingen um 860.000 Barrel pro Tag zurück.
Ein neuer Hoffnungsschimmer auf der Angebotsseite könnte nun aber Kanada sein. Die dortige Regierung hat angeboten, den USA die fehlenden russischen Öllieferungen von in etwa 670.000 Barrel pro Tag zu ersetzen. Es wäre wohl sogar möglich, die Förderung um 900.000 Barrel pro Tag zu erhöhen und somit eine Überkompensation zu erreichen. Auch Venezuela könnte künftig wieder mehr Öl fördern und exportieren, da die US-Regierung dem Ölmulti Chevron die Zusammenarbeit mit dem dortigen Staatskonzern Petroleum de Venezuela (PDVSA) erleichtert hat.
Die gestern nach Börsenschluss veröffentlichten US-Ölbestandsdaten des American Petroleum Institute (API) fielen eindeutig bullish, also preistreibend aus. Bei Rohöl gab es statt des erwarteten Zuwachses einen deutlichen Abbau, bei Benzin fiel der Rückgang noch deutlicher aus. Man darf gespannt sein, ob die Zahlen heute Nachmittag vom Department of Energy (DOE) bestätigt werden.
Am Devisenmarkt hat der Euro im Vergleich zum US-Dollar gestern deutlich zulegen können. Zum einen fiel das Bruttoinlandsprodukt in der EU für das erste Quartal etwas besser aus als erwartet, zum anderen ist die Risikofreudigkeit der Anleger aufgrund der in China in Aussicht gestellten Corona-Lockerungen wieder angestiegen, was unsere Gemeinschaftswährung tendenziell stützt, da Anleger den „sicheren Hafen“ US-Dollar eher verlassen.
Die Heizölpreise hierzulande starten heute erfreulicherweise mit weiteren Abschlägen in den Handel und markieren somit den niedrigsten Stand seit rund drei Wochen. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Minus in einer Größenordnung von ein bis zwei Cent pro Liter erwarten. Insgesamt ist derzeit von einem recht ruhigen Handel zu berichten, wobei das Interesse am Heizölkauf nach wie vor überdurchschnittlich hoch ist. Von daher ist mit einer starken Nachfrage, spätestens in der zweiten Sommerhälfte, zu rechnen.