Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern im Laufe des Tages deutlich zugelegt, nachdem schon bald ein Öl-Embargo seitens der EU verabschiedet werden soll. Da die Gasölpreise gleichzeitig aber mehr oder weniger stabil geblieben sind, werden die Heizöl-Notierungen heute aller Voraussicht nach ebenfalls ohne größere Veränderungen in den Tag starten.
Aktuell stehen die Juli-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 111 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 108,60 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum Dollar deutlich zulegen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0610 US-Dollar gehandelt.
Die EU-Kommission hat gestern einen Vorschlag für ein neues Sanktionspaktet vorgelegt, das auch ein Einfuhrverbot russischen Öls vorsieht. Hier soll es aber eine Übergangsfrist von sechs Monaten geben, für Ölprodukte soll diese sogar acht Monate betragen. Für besonders hart betroffene Länder, wie die Slowakei und Ungarn, könnten Ausnahmeregelungen vereinbart werden. Trotzdem ist es nicht sicher, ob gerade die russlandfreunliche ungarische Regierung von Victor Orban dem Vorhaben auch zustimmen wird.
Am Ölmarkt rechnet man aber offenbar schon damit, dass bis etwa Ende des Jahres kaum mehr russisches Öl in die EU fließen wird, denn die Rohölpreise zogen nach dem Vorstoß der EU-Kommission deutlich an. Auch, weil die US-Regierung weitere Restriktionen ihrerseits für möglich hält.
Sollten die Sanktionen umgesetzt und dabei auch andere wichtige Ölabnehmer wie Indien ins Boot geholt werden können, stellt sich natürlich die Frage, woher die dann fehlende Menge von knapp fünf Millionen Barrel pro Tag dann herkommen soll. Die OPEC+ sieht das Ganze nicht so dramatisch und rechnet im diesen Jahr mit einem Angebotsüberschuss von 1,9 Millionen Barrel pro Tag, wobei hier sicherlich die russischen Öllieferungen noch enthalten sind. Die Organisation wird daher ihre Förderpolitik wohl auch weiterhin nicht ändern. Gewissheit hierzu könte es schon heute im Laufe des Tages geben.
Die gestern veröffentlichten US-Ölbestandsdaten des Department of Energy (DOE) fielen eher bearish, also preisdrückend aus. Entgegen den API-Zahlen vom Vortag wurde in Summe eine leichte Zunahme, vor allem bei Rohöl vermeldet. Bei den Produkten gab es geringfügige Abbauten. Die Gesamtnachfrage ging um gut 350.000 Barrel pro Tag zurück, die Ölförderung nur um knapp 100.000 Fass.
Am Devisenmarkt konnte der Euro gestern im Vergleich zum US-Dollar deutlich zulegen. Zwar hat die US-Notenbank die Leitzinsen wie erwartet um 0,5 Prozentpunkte angehoben, gleichzeitig schloss Fed-Chef Jerome Powell künftige größere Zinsschritte von beispielsweise 75 Basispunkten aus, was dann zu Gewinnmitnahmen beim Dollar geführt hat.
Die Heizölpreise hierzulande werden nach diesen Vorgaben heute im bundesweiten Durchschnitt ohne große Veränderungen in den Handel starten. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen nur geringe Abschläge in einer Größenordnung von bis zu einem halben Cent pro Liter erwarten. Regionale Unterschiede gibt es in diesen volatilen Zeiten aber nach wie vor. Die Diskussion über das wohl kommende Öl-Embargo hält die Nachfrage hoch, denn dadurch erhöht sich natürlich das Risiko, dass die Ölpreise wieder deutlich ansteigen könnten.