Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern weiter deutlich angezogen und sind auf Tageshoch aus dem Handel gegangen. In Folge geht es aller Voraussicht nach leider auch mit den Heizöl-Notierungen hierzulande weiter nach oben.
Aktuell stehen die Juni-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 107,90 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde knapp 103 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum Dollar etwas an Boden gutmachen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0915 US-Dollar gehandelt.
Nachdem zum Wochenstart die preisdrückenden Einflussfaktoren noch überwogen haben, hat sich die Marktlage in den letzten Tagen deutlich verändert. Auch wenn die Corona-Lage in China die dortige Ölnachfrage deutlich reduziert und allgemein von einer schwächeren globalen Konjunkturentwicklung ausgegangen wird, bleibt die Versorgungslage kritisch. Vor allem wenn man künftig auf russisches Öl komplett verzichten will.
Die Forderung nach einem Öl-Embargo der EU verstummen nicht und mittlerweile sehen die Marktteilnehmer die Wahrscheinlichkeit als relativ hoch an, dass spätestens im Mai ein Importstopp kommen könnte.
Im gestern veröffentlichen Monatsreport der Internationalen Energieagentur (IEA) geht man davon aus, dass die russische Ölförderung per Mai im Vergleich zu März um drei Millionen Barrel pro Tag zurückgehen wird, was derzeit am Markt wohl nur sehr schwer zu kompensieren wäre.
Mit entscheidend dürfte das Verhalten Indiens sein. Sollte sich das Land solidarisch mit der westlichen Welt zeigen, wird es Russland tatsächlich schwer haben, sein Öl an den Mann zu bringen. Sollte Indien die Importe auf weitgehend aufrecht erhalten und das Öl über die eigenen Raffinerien wieder in den Markt bringen, dürfte die beabsichtigte Wirkung wohl verfehlt werden.
Die gestern veröffentlichten DOE-Ölbestandsdaten bestätigten die starken Aufbauten bei Rohöl, die schon tags zuvor vom American Petroleum Institute (API) gemeldet wurden. Die Zahlen sind allerdings aufgrund der Freigabe von strategischen Ölreserven nur wenig aussagekräftig. Die Entwicklung der Inlandsnachfrage allerdings schon, die im Vergleich zur Vorwoche um gut eine Million Barrel pro Tag zurückgegangen ist. Dies wurde am Markt aber kaum zur Kenntnis genommen. Die US-Ölproduktion blieb konstant bei 11,8 Millionen Barrel pro Tag.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar im Vorfeld der heutigen EZB-Ratssitzung wieder etwas an Boden gutmachen. Angesicht der weiter stark steigenden Verbraucherpreise wächst der Druck auf die Währungshüter, mit einer deutlichen Straffung der Geldpolitik dem entgegenzuwirken. Ob eine erste Zinserhöhung angekündigt oder wenigsten ins Aussicht gestellt wird, wird sich heute Nachmittag zeigen.
Die Heizölpreise haben leider ihre Talfahrt der letzten Woche beendet bzw. zumindest unterbrochen. Geht es nach aktuellen Berechnungen sollten die Notierungen heute weiter deutlich ansteigen. Erste Preistendenzen deuten aber auf eine stabile Kursentwicklung hin. Unabhängig davon sollte das größte Abwärtspotenzial mittlerweile gehoben sein und weitere deutliche Abschläge sind in nächster Zeit leider nicht in Sicht. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte bereits jetzt für den nächsten Winter einlagern, oder zumindest das Risiko minimieren und eine Teilmenge bestellen.