Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern zunächst weitere Gewinne erzielen können, sind gegen Handelsschluss aber dann unter Druck geraten. Der neue August-Kontrakt startet heute Morgen mit deutlichen Abschlägen, sodass sich aller Voraussicht nach auch die Heizöl-Notierungen verbilligen werden.
Aktuell stehen die August-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 116,60 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 115,75 Dollar. Der Euro fällt im Vergleich zum US-Dollar etwas zurück und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0710 US-Dollar gehandelt.
Nachdem die Europäische Union in der Nacht von Montag auf Dienstag nun wohl doch zumindest ein „Ölembargo light“ auf den Weg gebracht hat, zogen die Rohölpreise gestern zunächst weiter an. Bereits in den letzten Tagen waren hier schon deutliche Aufschläge zu verzeichnen, was im Wesentlichen auf die Erwartung einer stark steigenden Kraftstoffnachfrage, vorrangig in China und in den USA zurückzuführen ist.
Mit dem anstehenden Frontmonatswechsel setzten am Abend dann aber erste Gewinnmitnahmen ein, die sich heute Morgen nochmals verstärkt haben.
Der Zeitpunkt für die Kehrtwende war aber doch etwas überraschend, denn in den USA gab es gestern überraschend gut ausgefallene Konjunkturdaten. So lag das Verbrauchervertrauen Conference Board per Mai bei 106,4 Punkten, die Analysten hatten im Vorfeld lediglich mit 103,9 Zählern gerechnet. Der Chicagoer Einkaufsmanagerindex kletterte von 56,4 auf 60,3 Punkte.
Außerdem gab es einen Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA), wonach die globale Raffineriekapazität aktuell nicht ausreicht, um die steigende Nachfrage nach Ölprodukten zu decken. Nicht nur in den USA, auch in China und Russland mussten die Kapazitäten aufgrund der Corona-Pandemie bzw. von Sanktionen heruntergefahren werden. Dies könnte in nächster Zeit durchaus zu einem weiteren preistreibenden Faktor am Ölmarkt werden.
Neu ist das Thema, wonach Russland aus der OPEC+ Organisation ausscheiden soll. Ob das für die Ölpreise in nächster Zeit allerdings eine Rolle spielen wird, ist aber eher unwahrscheinlich. Am morgigen Donnerstag tagt das Produzentenbündnis und dann könnte es hierzu nähere Informationen geben.
Am Devisenmarkt scheint die Aufwärtsbewegung des Euro im Vergleich zum US-Dollar zumindest vorerst zum Erliegen gekommen zu sein. Hauptgrund ist die neue Diskussion in den Staaten bezüglich einer noch schnelleren und kräftigeren Zinsanhebung. Auch von Notenbankmitgliedern werden angesichts der hohen Inflation mittlerweile „große“ Zinsschritte von 0,5 Prozent ins Spiel gebracht.
Die Heizölpreise hierzulande werden heute erfreulicherweise erstmals seit längerer Zeit wieder mit Abschlägen in den Handel starten. Aktuelle Berechnungen lassen zumindest aus morgendlicher Sicht ein Minus in einer Größenordnung von bis zu drei Cent pro Liter erwarten, erste Preistendenzen deuten aber eher auf wesentlich geringere Abschläge hin. Ein Grund hierfür könnte die deutlich gestiegene Nachfrage sein. Berichteten wir gestern an dieser Stelle noch von einem sehr geringen Bestellaufkommen, stieg dieses im Laufe des Tages aufgrund der Berichterstattung zum Ölembargo sprunghaft an.