Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten sind gestern stabil gestartet und haben sich bis zur Bekanntgabe der neuesten US-Ölbestandsdaten durch das Department of Energy (DOE) kaum verändert. Dann ging es mit den Futures aber deutlich nach oben, sodass leider auch die Heizöl-Notierungen ihren kurzfristigen Aufwärtstrend wohl weiter fortsetzen.
Aktuell stehen die September-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 107,50 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 98,40 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar wieder etwas hinzugewinnen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0215 US-Dollar gehandelt.
Nachdem das American Petroleum Institute (API) am Dienstagabend einen deutlichen Rückgang der US-Ölbestände vermeldet hatte, blieb das Abwärtspotenzial am Ölmarkt gestern verständlicherweise recht gering. Die Marktteilnehmer warteten mit Spannung auf die Vergleichszahlen des Department of Energy (DOE), die den Abbau dann nicht nur bestätigten, sondern auf den ersten Blick noch bullisher, also preistreibender ausfielen.
Bei Rohöl gab es einen Rückgang um 4,5 Millionen Barrel, bei Benzin um 3,3 und bei den Destillaten um 0,8 Millionen Barrel. Wie schon bei den API-Zahlen legten die Vorräte im Zentrallager Cushing leicht zu. Es gab aber auch bearishe, also preisdrückende Bestandteile des Berichts. So ging die Gesamtnachfrage im Vergleich zur Vorwoche um gut eine Millionen Barrel pro Tag zurück und die Ölproduktion legte leicht um 0,2 Millionen Barrel pro Tag zu. Insgesamt aber überwog der Bestandsabbau und den Börsianern wurde wohl wieder die allgemein knappe Angebotslage ins Gedächtnis gerufen. Zudem machten Äußerungen von US-Notenbankchef Jerome Powell Hoffnung, dass sich die Wirtschaft wieder etwas erholen und die Inflation eingedämmt werden könnte.
Preisdrückende Meldungen kommen weiterhin aus Libyen, wo die Ölproduktion mittlerweile wieder bei einer Million Barrel und bis Monasende sogar bei 1,2 Millionen Fass täglich liegen soll. Auch die weitere Verschärfung der Corona-Lage in China sorgt dafür, dass die Ölpreise nicht durch die Decke schießen.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar nach der gestrigen Zinsentscheidung der Fed deutlich zulegen. Zwar gab es die erwartete Zinsanhebung um 0,75 Prozent, allerdings überraschte der Notenbankchef Powell mit der Andeutung, den weiteren Kurs von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängig zu machen.
Dank der Währungsgewinne werden die Aufschläge an den internationalen Ölmärkten heute etwas vermindert bei uns ankommen und die Heizölpreise wohl nur leicht bis moderat ansteigen. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht Aufschläge in einer Größenordnung von ein bis zwei Cent pro Liter erwarten. Weiterhin reagieren die Verbraucher sehr preissensibel. Die Nachfrage bleibt zwar auf einem hohen Niveau, allerdings werden steigende Preise sofort mit einer stärkeren Kaufzurückhaltung quittiert. Die Liefersituation bleibt unabhängig davon aber angespannt, was vor allem durch die Niedrigwasser-Situation und einigen Revisionen in Raffinerien verursacht ist.