Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben zwar am Freitag im späten Handel einen Teil der in den Tagen zuvor erlittenen Verluste wieder wettmachen können, starten heute Morgen aber auf deutlich gedrücktem Niveau. In Folge können die Heizöl-Notierungen hierzulande den Abwärtstrend der letzten Wochen aller Voraussicht nach weiter fortführen.
Aktuell stehen die Juni-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei gut 101 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 96,40 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum Dollar gut behaupten und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0890 US-Dollar gehandelt.
Nachdem die USA und die Internationalen Energieagentur (IEA) in den nächsten Monaten in Summe rund 240 Millionen Barrel aus strategischen Ölreserven auf den Markt bringen wollen und in China die Corona-Maßnahmen zu einem Minderverbrauch von schätzungsweise rund 1,5 Millionen Barrel pro Tag führen, sind die Rohölpreise in der letzten Woche weiter unter Druck geraten.
Außerdem bleibt ein EU-Ölembargo gegen Russland auch in diesen Tagen weiter eher unwahrscheinlich. Ebenfalls preisdrückend wirken die Zahlen zur russischen Ölförderung, die nach neuestem Stand wohl nur um rund eine halbe Million Barrel zurückgefallen ist. Entweder Russland lagert verstärkt ein oder die Mengen gehen mittlerweile in andere Regionen, wohl vorwiegend nach Asien.
Somit dürfte der Rückgang allein durch die Freigabe der strategischen Ölreserven deutlich überkompensiert werden.
Zudem scheint auch die US-Ölproduktion langsam wieder an Fahrt aufzunehmen. Nach dem Corona-Schock geht es mit der Zahl der aktiven US-Bohranlagen stetig bergauf und allein in der vergangenen Woche wurden nach dem neuesten Baker-Hughes-Bericht 13 weitere Einheiten in Betrieb genommen. Somit ist hier der höchste Stand seit mehr als zwei Jahren erreicht.
Die Hoffnung auf Frieden im Jemen wirkt ebenfalls bearish, sodass zu hoffen ist, dass die Ölpreise auch in dieser Woche zumindest nicht wieder ansteigen werden.
Am Devisenmarkt bleiben die Kursausschläge des Euro im Vergleich zum US-Dollar zum Wochenstart gering. Die erste Runde bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich fiel in etwa aus wie erwartet und sieht den Amtsinhaber Macron mit klarem Vorsprung vorne. In zwei Wochen kommt es zu einer Stichwahl mit der Herausforderin Marine Le Pen.
Die Heizölpreise hierzulande starten heute mit weiteren leichten Abschlägen in die neue verkürze Handelswoche. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Minus in einer Größenordnung von bis zu einem halben Cent pro Liter erwarten. Das Interesse am Heizölkauf ist nach wie vor sehr hoch, was angesichts der enormen Preisrückganges der letzten Wochen durchaus nachvollziehbar ist. Wer auf Nummer sicher gehen will, lagert bereits jetzt für den nächsten Winter ein.