Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten sind gestern auf einem neuen Langzeithoch in die neue Handelswoche gestartet. Nach einem kurzen Rücksetzer ging es dann am Abend erneut deutlich nach oben, sodass die 100-Dollar-Marke immer klarer in Sichtweite kommt. In Folge geht es leider auch mit den Heizöl-Notierungen hierzulande nach oben, die im Schnitt bald bei einem Euro pro Liter liegen.
Aktuell stehen die April-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 95,70 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde knapp 95 Dollar. Der Euro verliert im Vergleich zum US-Dollar weiter an Wert und wird heute Morgen zu Kursen um 1,1320 US-Dollar gehandelt.
Die Lage am Ölmarkt bleibt weiterhin sehr angespannt, auch wenn es gestern die Meldung gab, dass die Ukraine bereit ist, Zugeständnisse an Russland zu machen, ohne aber das in der Verfassung stehende Bestreben eines NATO-Beitritts in Frage stellen zu wollen. Nachdem Bundeskanzler Scholz gestern mit dem ukrainischen Ministerpräsidenten Selenskyi gesprochen hat, reist er heute nach Russland um bei Wladimir Putin für eine friedliche Lösung des Konfliktes zu werben.
Sollte es trotzdem zu einem Einmarsch russischer Truppen kommen, würde der „Westen“ schwere und tiefgreifende Sanktionen gegen Moskau verhängen, die sich auch gravierend auf die Energieversorgung und somit auf die Rohölpreise auswirken würden.
Dies in einer Zeit, wo der Markt weiterhin nur knapp versorgt ist. Die OPEC+ schaffte es bislang nicht, die selbst gesteckten Förderziele zu erreichen und in Libyen kommt es immer wieder zu größeren Produktionsausfällen.
Eher nach oben geht es derzeit hingegen mit der US-Ölindustrie. Nachdem die Zahl der aktiven Bohranlagen auf den höchsten Stand seit zwei Jahren geklettert ist, erwartet die Energy Information Administration (EIA) in nächster Zeit in ihrem monatlichen Produktionsbericht eine Zunahme der Fördermengen aus der Schieferölindustrie. Bis zum März soll hier der Ausstoß um gut 0,2 Millionen Barrel pro Tag ansteigen.
Ein weiterer Lichtblick sind die Fortschritte in den Atomverhandlungen mit dem Iran, die wohl bald zum Abschluss kommen könnten. Marktexperten rechnen in Folge mit einem Mehrangebot von rund einer Million Barrel pro Tag, was aber dann wohl erst ab dem dritten Quartal zur Verfügung stehen würde.
Am Devisenmarkt ging es mit dem Euro im Vergleich zur „Ölwährung“ US-Dollar auch gestern wieder leicht nach unten. Nicht nur, dass der US-Dollar aufgrund der erwarteten Zinsanhebungen durch die US-Notenbank derzeit aus Rentabilätsgründen gefragt ist, der „Greenback“ wird von vielen Anlegern wohl auch als „sicherer Hafen“ aufgrund der sich zuspitzenden Ukraine-Krise gesucht.
Die Heizölpreise kennen weiter nur eine Richtung und das schon seit Anfang Dezember letzten Jahres. Auch heute sind nach aktuellen Berechnungen und ersten Preistendenzen leichte Aufschläge in einer Größenordnung von bis zu einem halben Cent pro Liter zu erwarten. Mittlerweile haben die 3000-Liter-Durchschnittpreise in einigen Bundesländern die 1-Euro-Marke erreicht und es ist leider zu befürchten, dass die Notierungen auch bundesweit bald überall über diese Marke klettern werden. Wer in nächster Zeit nachtanken muss, sollte eher nur eine Teilmenge bestellen und auf bessere Konditionen in den Sommermonaten hoffen.