Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern keine großen Sprünge gemacht und sind trotz deutlich gefallender US-Ölbestände kaum verändert aus dem Handel gegangen. Da die Gasölpreise aber gleichzeitig angezogen haben, werden die Heizöl-Notierungen heute mit Aufschlägen erwartet.
Aktuell stehen die Juni-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei knapp 108 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 103,20 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum Dollar weiter erholen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0855 US-Dollar gehandelt.
Die Lage an den internationalen Ölmärkten bleibt angespannt und daran dürfte sich auch in den nächsten Wochen und Monaten wenig ändern.
Dem Thema Öl-Embargo gegen Russland wurde gestern erstmals ein konkretes zeitliches Ziel gegeben, denn die deutsche Außenministerin Baerbock ließ verlauten, dass die Ölimporte aus Russland bis zur Jahresmitte halbiert und bis Jahresende komplett bei null sein sollen. Dies bestätigt den Eindruck der letzten Tagen, dass in Brüssel derzeit mit Hochdruck an Vorschlägen für ein baldiges Energie-Embargo gearbeitet wird. Bei diesem Thema wird aber natürlich entscheidend sein, ob sich Länder wie Indien solidarisch mit dem Westen verhalten werden, oder aber die Importe aus Russland aufstocken und über die eigenen Raffinerien wieder in den Markt bringen werden.
Ein weiterer preistreibender Faktor waren die gestern vermeldeten US-Ölbestandsdaten des Department of Energy (DOE). Hier gab es wie schon tags zuvor bei den API-Zahlen einen massiven Abbau bei den Rohölvorräten von 8 Millionen Barrel. Außerdem stieg die Gesamtnachfrage erstmals nach drei Wochen wieder an. Lediglich die leicht höere Ölproduktion milderte den bullishen Gesamteindruck etwas ab.
Instabil bleibt die Lage in Libyen, wo politische Proteste die Ölförderung massiv beeinträchtigen. Außerdem kommen die Atomverhandlungen mit dem Iran leider wohl nicht mehr voran.
Am Devisenmarkt konnte der Euro gestern von der positiven Stimmung an den Finanzmärkten profitieren und im Vergleich zur Ölwährung US-Dollar weiter leicht zulegen. Außerdem mehren sich die Stimmen aus EZB-Kreisen, die einen ersten Zinsschritt im zweiten Halbjahr erwarten.
Trotz der Währungsgewinne tendieren die Heizölpreise hierzulande heute zum Start nach oben. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht im Schnitt ein Plus in einer Größenordnung von gut einem halben bis einem Cent pro Liter erwarten. Es scheint so, als würden sich die Notierungen auf dem aktuellen Niveau bei über 1,30 Euro pro Liter einpendeln und sich die noch enthaltenden Risikoaufschläge, trotz einer derzeit rückläufigen Nachfrage ,verfestigt haben. Es gibt in diesen Tagen also leider nur noch wenig Potenzial nach unten.