Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben auch gestern wieder Verluste hinnehmen müssen und sind auf den tiefsten Stand seit rund sechs Monaten gefallen. Da die Gasölpreise gleichzeitig aber angezogen haben, starten die Heizöl-Notierungen heute aller Voraussicht nach leider mit weiteren Aufschlägen in den Tag.
Aktuell stehen die Oktober-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 93,50 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 87,60 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum US-Dollar gut behaupten und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0180 US-Dollar gehandelt.
Mit schwachen Konjunkturdaten aus China und der Aussicht, dass es doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zum Atomabkommen kommen und der Iran in Folge schon bald wieder mehr Öl auf den Markt bringen könnte, haben die Rohölpreise zu Wochenbeginn unter Druck gebracht.
Der Abwärtstrend setzte sich dann gestern am Nachmittag fort, obwohl die zu dieser Zeit veröffentlichten Konjunkturdaten aus den USA nicht zur Gänze schlecht ausgefallen sind. Die Industrieproduktion konnte per Juli sogar um 0,6 Prozent zulegen, die Analysten hatten lediglich mit 0,3 Prozent gerechnet. Nicht gefallen hat den Anlegern aber anscheinend der deutliche Rückgang der Wohnbaubeginne von 1,59 auf 1,45 Millionen Einheiten.
Ein anderes durchaus wahrscheinliches Szenario könnte aber auch sein, dass viele Börsianer eine globale Rezession nicht mehr für anwendbar halten, vor allem wenn nun auch Chinas Wirtschaft zu schwächeln beginnt, wonach es derzeit aussieht.
Nach Börsenschluss wurden neue US-Ölbestandsdaten vom American Petroleum Institute (API) vermeldet, die durchweg bullish, also preistreibend ausgefallen sind. Über alle Bereiche gab es überraschend starke Abbauten, aber vor allem wieder einmal bei Benzin.
Bislang blieb die Reaktion der Börsianer auf die Zahlen aber verhalten, da man wohl die heute Nachmittag erwarteten Vergleichszahlen des Department of Energy (DOE) abwarten will. Bei Gasöl sind aber heute Morgen wieder Aufschläge zu beobachten.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar etwas zulegen. Der gestern veröffentlichte ZEW-Konjunkturerwartungsindex für die EU fiel per August mit minus 54,9 Punkten besser aus als erwartet, denn die Prognose lag bei minus 57 Zählern. Am Nachmittag drückten die schwachen Zahlen vom US-Immobilienmarkt auf den Greenback.
Das Geschehen am heimischen Heizölmarkt ist leider weiterhin völlig abgekoppelt vom internationalen Börsengeschäft, zumindest wenn man nur die Rohölpreise zum Vergleich heranzieht. Auch heute werden die Heizölpreise leicht zulegen und sehr wahrscheinlich den höchsten Stand seit Ende März markieren. Die Versorgungslage aufgrund des Ölembargos und der Niedrigwasserlage bleibt unverändert schlecht, die Nachfrage hingegen auf einem für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohen Niveau. Wer „knapp bei Tank“ ist, sollte rechtzeitig bestellen, denn die Lieferzeiten werden immer länger. Wer noch gernügend Vorrat hat, kann durchaus auf bessere Preise im Winter spekulieren.