Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben am Freitag ihre anfänglichen Gewinne nicht halten können und den Handel in etwa auf Ausgangsniveau beendet. Heute Morgen stehen in Asien weitere Minuszeichen an den Kurstafeln, sodass die Heizöl-Notierungen mit schönen Abschlägen in die neue Handelswoche starten können.
Aktuell stehen die August-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei knapp 120 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 118,60 Dollar. Der Euro muss im Vergleich zum US-Dollar weitere deutliche Verluste hinnehmen und wird heute Morgen nur noch zu Kursen um 1,0490 US-Dollar gehandelt.
Zum Handelsstart am Freitag dominierten am Ölmarkt noch die bullishen, also die preistreibenden Faktoren. Die nach wie vor robuste globale Nachfrage kann nur sehr knapp von der Angebotsseite befriedigt werden, auf der es immer wieder Störfaktoren gibt.
Der größte ist natürlich der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen gegen den drittgrößten Ölproduzenten der Erde, Russland. Zusätzlich gibt es aktuell Probleme mit den Ölarbeitern in Norwegen. Hier konnte ein Streik aber zumindest vorerst abgewendet werden. Neue Einschränkungen bei der Ölverladung werden aus Libyen vermeldet, sodass die Produktion am großen Sharara-Ölfeld wieder nach unten gefahren werden muss. Ein weiterer stützender Faktor ist zweifelsohne die Tatsache, dass der saudische Ölkonzern Aramco die Lieferungen nach China kürzen muss, da es hier offensichtlich nicht genug Mengen gibt.
Damit wären wir aber schon bei den bearishen, also den preisdrückenden Meldung. Denn in den Metropolen Shanghai und Peking werden wieder Corona-Massentestungen durchgeführt und es drohen neue Lockdowns.
Auch die wirtschaftliche Entwicklung in vielen anderen wichtigen Volkswirtschaften könnte bald auf die Nachfrage drücken. In den USA geht das dort so wichtige Verbrauchervertrauen rasant zurück. Die Universität Michigan ermittelte für Juni einen Wert von nur 50,2 Punkten. Die Erwartung lag jedoch bei 58 Zählern.
Die Zahl der aktiven US-Bohranlagen ist nach dem neueste Baker-Hughes-Bericht im Vergleich zur Vorwoche um 6 auf nun 580 angestiegen.
Am Devisenmarkt befindet sich der Euro im Vergleich zum US-Dollar weiter im freien Fall. Nachdem vielen Marktteilnehmern der erste angekündigte Zinsschritt der Europäischen Zentralbank zu zögerlich ist, spekulieren die Händler nun wohl auf ein noch rasanteres Tempo der US-Notenbank. Auslöser war der am Freitagnachmittag veröffentlichte US-Verbraucherpreisindex, der im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 8,6 Prozent gestiegen ist. Die Analysten hatten im Vorfeld lediglich mit 8,1 Prozent gerechnet.
Trotz der Währungsverluste werden die Heizölpreise hierzulande aller Voraussicht nach mit schönen Abschlägen in die neue Handelswoche starten. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht Abschläge in einer Größenordnung von zwei bis vier Cent pro Liter erwarten. Am Markt zeigt sich nun seit Wochen das gleich Bild. Während die Zahl der Marktbeobachter, also der Preisberechnungen sehr hoch ist, bleibt die Kaufaktivität, also das Bestellaufkommen auf einem sehr niedrigen Niveau. Dies lässt für den Spätsommer bzw. Herbst eine sehr hohe Nachfrage mit entsprechend langen Lieferzeiten erwarten.