Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern zwar zeitweise etwas zulegen können, geraten jedoch heute morgen schon wieder leicht unter Druck. Da sich der Euro weiter im freien Fall befindet, kommt dies aber kaum bei den Heizöl-Notierungen hierzulande an.
Aktuell stehen die November-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei gut 85 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 77,40 Dollar. Der Euro bleibt im Vergleich zum US-Dollar massiv unter Druck und wird heute Morgen nur noch zu Kursen um 95,50 Dollar-Cent gehandelt.
Die Sorge vor einer globalen Rezession hält die Rohölpreise weiter in Schach. Diese sind mittlerweile auf das niedrigste Niveau seit Mitte Januar diesen Jahres zurückgefallen.
Es gibt aber auch durchaus neue Themen, die gegen einen weiteren Rückgang bzw. eher für einen Anstieg der Ölpreise sprechen würden. Vor allem die mutmaßlichen Anschläge auf die Nordstream Pipelines werfen neue Ängste bezüglich der Energieversorgung Europas auf. Ein weiterer Aspekt sind die wohl als sicher geltenden Förderkürzungen durch die OPEC+ Staaten. Das Produzentenbündnis trifft sich in der nächsten Woche um hier einen entsprechenden Beschluss herbeizuführen. Im Vorfeld hat Russland als wichtigstes Nicht-OPEC-Mitglied eine Drosselung um eine Million Barrel pro Tag gefordert.
Zudem gibt es Streiks im französischen Energiesektor, sowie Abschaltungen in der Öl- und Gasförderung an der Südostküste der USA. Diese sind bedingt durch Hurrikan Ian, der zwischenzeitlich die Kategorie 4 erreicht hat.
Eher leicht preisdrückend fielen die gestern Abend nach Börsenschluss vermeldeten US-Ölbestandsdaten des American Petroleum Institute (API) aus. Bei Rohöl und bei den Destillaten gab es unerwartete Aufbauten, bei Benzin hingegen einen Rückgang, was von den Marktteilnehmern um diese Jahreszeit aber nicht so stark gewichtet wird.
Entsprechend starten die Futures im Vorfeld der heute am Nachmittag erwarteten DOE-Zahlen heute Morgen leicht im Minus.
Am Devisenmarkt spricht derzeit weiterhin alles gegen den Euro, der im Vergleich zur Ölwährung US-Dollar immer weiter an Wert verliert. Die allgemein unsichere politische Lage, die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank, die Energiekrise in Europa und die damit verbundenen schlechten Wirtschaftsaussichten setzen unserer Gemeinschaftswährung weiter zu. Gestern verhalfen dann noch insgesamt recht positive US-Konjunkturdaten dem Dollar zu weiteren Gewinnen.
Die Währungsverluste der letzten Tage und Wochen sind ein Faktor, warum sich die Heizölpreise nicht im Gleichschritt mit den Rohölpreisen nach unten bewegt haben. Der andere Grund ist die weiterhin extrem hohe Nachfrage, die die Versorgungskette an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht hat. Die aktuellen Lieferzeiten liegen je nach Region zwischen drei und 16 Wochen. Heute werden die Notierungen aller Voraussicht nach mit wenig Veränderung in den Tag starten. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht weitere leichte Abschläge in einer Größenordnung von bis zu einem Cent pro Liter erwarten.