Die Spannungen zwischen USA und China haben in der letzten Woche deutlich zugenommen, nachdem beide Länder gegenseitig Konsulate geschlossen haben. Das Verhältnis ist so schlecht, wie seit Beginn der diplomatischen Beziehungen Ende der 70er Jahr nicht mehr, so einige Beobachter. Das sich verschlechternden Verhältnis der beiden Großmächte belastet die Finanzmärkte im allgemeinen, da es das globale Wirtschaftswachstum und damit auch das globale Ölnachfragewachstum behindert.
Hoffnung gibt es momentan allerdings von der Corona-Front, wo sich zumindest in den USA die Lage wieder etwas zu stabilisieren scheint. Florida, Kalifornien und Texas hatten in den letzten Wochen mit einem starken Anstieg der Neuinfektionen Gegenmaßnahmen der Gouverneure in Form von Maskenpflichten und Ausgangsbeschränkungen ausgelöst. In Florida und Texas wurden nun seit etwa 2 Wochen keine neuen Hochs bei den Neuinfektionen mehr gemeldet, während in Kalifornien erst letzte Woche Mittwoch ein neues Rekordniveau erreicht wurde.
In den USA gibt es nun vermehrt Anzeichen, dass die Aktivität in der Ölindustrie wieder ansteigt und die Öproduktion wieder zulegen kann. In der letzten Woche wurde vom DOE erstmals – bereinigt um die Schwankungen von Tropensturm Cristobal – ein Produktionsanstieg gemeldet. Auch der aktuelle Baker Hughes Report vom Freitag meldet nach 18 Wochen nun erstmals wieder einen Anstieg bei der Anzahl der aktiven US-Ölbohranlagen. Auch in Kanada könnte die Förderung nun steigen, wobei es hier langsamer von Statten geht als in den USA, da man hier beim Abtransport des Öls stärker eingeschränkt ist.
Aus China werden nun weniger Ölkäufe erwartet, nachdem man die Bestände im Frühjahr bei den Niedrigpreisen aufgestockt hatte. Teilweise exportiert das Land nun sogar Rohöl, da die Raffinerien ihre Auslastung drosseln müssen. Zum einen sind die Margen nicht mehr so gut wie in den letzten Monaten, zum anderen hat das Land aber auch mit heftigen Überschwemmungen zu kämpfen.
Hinzu kommt die Produktionssteigerung der OPEC+ Gruppe, die ab August gelten soll. Auch wenn Saudi-Arabien zuletzt angab, dass die höhere Ölförderung den Weltmarkt nicht erreichen werde und vom höheren Eigenbedarf aufgebraucht werden soll, so deuten die russischen Verladeprogramme von dessen westlichen Häfen offenbar einen Anstieg der Exporte um 36% zu Juli an.
Rohöl habe sich einer Abwärtskorrektur bisher widersetzen können, hauptsächlich wegen „einer starken und anhaltenden Abschwächung des US Dollars.“ Trotz der politischen Spannungen bleibe der Ölmarkt von dem Umstand dominiert, dass man noch immer abwägt, wie stark die Nachfrage von der Corona-Pandemie getroffen wurde und wie schnell sie sich wieder erholen kann, so Analystin Vandana Hari, von Vanda Insights, zur aktuellen Lage.