Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten sind gestern nach Bekanntgabe der DOE-Ölbestandsdaten deutlich unter Druck geraten und zeigen sich auch heute Morgen eher von der schwachen Seite. In Reaktion darauf werden die Heizöl-Notierungen hierzulande ebenfalls mit schönen Abschlägen in den Handel starten.
Aktuell stehen die Dezember-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 41,50 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 39,80 Dollar. Der Euro fällt im im Vergleich zum US-Dollar leicht zurück und wird heute Morgen zu Kursen um 1,1845 US-Dollar gehandelt.
Gestern starteten die Rohölpreise recht verhalten in den europäisch geprägten Handel, nachdem die US-Ölbestandsdaten des American Petroleum Institute (API) keine klare Richtung vorgaben. Mit einem schwachen Start der Aktienbörsen, gerieten dann aber auch die Öl-Futures leicht unter Druck, was sicherlich hauptsächlich mit den weiter stark steigenden Corona-Zahlen zu begründen war. In immer mehr Ländern der EU wird ein neuer Lockdown, oder zumindest ein damit vergleichbarer Zustand wahrscheinlich, was auf die Konsumlaune und natürlich auch auf den Ölverbrauch drücken wird.
Bis zum späten Nachmittag konnten sich der Ölkomplex noch gut halten. Dann aber kam es knüppeldick.
Zuerst gab es eine Nachricht aus Tripolis, wo die dortige Regierung damit rechnet, dass die libyische Ölförderung bis zum Dezember von aktuell rund 500.000 Barrel auf rund eine Million Fass pro Tag ansteigen könnte. Dann kamen die US-Ölvorratsdaten des Department of Energy (DOE) und diese wurden ebenfalls bearish, also preisdrückend interpretiert.
Zwar wurde ein unerwarteter Rückgang der Rohölbestände von einer Million Barrel und auch ein Minus bei den Destillaten von 3,8 Mio. Barrel ermittelt, dafür aber ebenso überraschend einen Aufbau bei Benzin. Außerdem ist die Gesamtnachfrage im Vergleich zur Vorwoche um 1,4 Millionen Barrel pro Tag zurückgegangen. Dass gleichzeitig auch die Ölförderung um 0,6 auf 9,9 Millionen Barrel pro Tag abnahm, wurde weitgehend ignoriert.
Die Öl-Futures verloren am frühen Abend gut einen US-Dollar pro Barrel und gingen in Nähe der Tagestiefstände aus dem Handel.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar im gestrigen Handelsverlauf zunächst Gewinne erzielen, nachdem es nun doch weitere Brexit-Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU geben soll. Eigentlich hatte die britische Regierung die Gespräche ja für gescheitert erklärt. Auch die Möglichkeit auf ein baldiges Corona-Konjunkturpaket in den USA erhöhte die Risikobereitschaft der Anleger. Dies geht aber heute Morgen schon wieder zurück, zumindest wenn man auf die Kursentwicklung unserer Gemeinschaftswährung blickt.
Die Heizölpreise in Deutschland werden nach diesen Vorgaben trotzdem mit schönen Abschlägen in den heutigen Handelstag starten. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Minus in einer Größenordnung von gut einem halben Cent pro Liter erwarten. Dies geschieht bei einer weiterhin eher verhaltenen Nachfrage. Die meisten Verbrauchertanks sind gut gefüllt und der Heizölverbrauch hält sich derzeit in Grenzen. Allerdings sollten nicht vergessen werden, dass die CO2-Abgabe und die Mehrwertsteuererhöhung alle Lieferungen ab dem 1. Januar um rund 9 Cent pro Liter erhöht. Nachtanken sollte sich also lohnen!