Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben auch gestern weiter an Wert verloren, nachdem die Rückkehr des Iran als bedeutender Ölexporteur immer wahrscheinlicher wird. In Folge werden auch die Heizöl-Notierungen hierzulande erfreulicherweise erneut mit Abschlägen in den letzten Handelstag der Woche starten.
Aktuell stehen die Juli-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei rund 65 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde gut 62 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar wieder zulegen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,2235 US-Dollar gehandelt.
Obwohl das Verkehrsaufkommen in Europa zuletzt wieder deutlich angestiegen ist und in den USA die Pandemie schon fast vergessen zu sein scheint, sind die Rohölpreise zuletzt doch etwas deutlicher unter Druck geraten.
Dies liegt vor allem an der Aussicht, dass der Iran bald schon wieder Öl im großen Stil exportieren könnte. Zumindest deutet derzeit alles darauf hin, dass sich die internationale Staatengemeinschaft mit Teheran einig geworden ist und das Atomabkommen von 2015 wieder in Kraft treten kann. Der iranische Präsident Rouhani äußerte sich gestern im iranischen Staatsfernsehen jedenfalls zuversichtlich und ließ verlauten, dass die Eckpfeiler für die Aufhebung der Sanktionen stehen würden, auch wenn es natürlich auch noch offene Fragen gäbe.
Marktexperten rechnen in Folge, dass dadurch schon bald ein bis eineinhalb Millionen Barrel pro Tag mehr auf den Markt kommen könnte. Wie die OPEC+ darauf reagiert, wird sich Anfang Juni zeigen, wenn es wieder die monatlichen Treffen mit Vollversammlung geben wird.
Aber auch das Corona-Infektionsgeschehen in einigen asiatischen Ländern wirkt derzeit preisdrückend auf den Ölkomplex.
Ansonsten gab es gestern eine ganze Reihe von neuen Konjunkturdaten, die recht gemischt ausgefallen sind. Während in den USA die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in dieser Woche weiter von 478.000 auf 444.000 zurückgegangen sind, enttäuschte der Philadelphia Fed Herstellungsindex. Dieser fiel per Mai von über 50 im Vormonat auf 31,5 Punkte zurück. Die Analysten hatten mit einem Wert von 43 gerechnet. Etwas besser als erwartet fielen wiederum die Frühindikatoren per April aus. Hier wurde die Prognose von plus 1,4 mit 1,6 Prozent übertroffen.
Am Devisenmarkt konnte der Euro gestern die Verluste vom Vortag wieder wettmachen und im Vergleich zur „Ölwährung“ US-Dollar deutlich anziehen. Ein Grund war der deutlich gestiegene Erzeugerpreisindex aus Deutschland, der auch hierzulande die Inflationssorgen erhöht und Druck auf die EZB ausüben dürfte. Außerdem konnte unsere Gemeinschaftswährung von den nicht zur Gänze überzeugenden Wirtschaftsindikationen aus Übersee profitieren.
Beste Vorgaben vor dem langen Pfingstwochenende für den deutschen Inlandsmarkt, wo die Heizölpreise heute mit weiteren schönen Abschlägen in den Handel starten werden. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht einen Rückgang in einer Größenordnung von bis zu knapp einen Cent pro Liter erwarten. Somit fallen die Notierungen voraussichtlich auf den niedrigsten Stand der letzten drei bis vier Wochen. Gerade für sicherheitsorientierte Ölheizer ergibt sich somit wieder eine gute Kaufgelegenheit.