Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern im späten Handel deutliche Verluste hinnehmen müssen, nachdem das Department of Energy (DOE) ihre wöchentlichen US-Ölbestandsdaten veröffentlicht hat. In Folge starten die Heizöl-Notierungen hierzulande ebenfalls mit kräftigen Abschlägen in den heutigen Tag.
Aktuell stehen die September-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ 74,10 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde rund 72,20 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar wieder an Boden gutmachen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,1840 US-Dollar gehandelt.
Nach dem Ölbestandsbericht vom American Petroleum Institute (API) vom Vorabend, der unterm Strich eher bearish, also preisdrückend ausgefallen war, starteten die Rohölpreise gestern zunächst ohne klare Tendenz in den asiatisch und europäisch geprägten Handel. Die Händler warteten auf die DOE-Zahlen, die aufgrund technischer Probleme dann aber erst mit rund einer Stunde Verspätung gegen 17.30 Uhr über die Ticker liefen.
Bei den Rohölbeständen gab es hier zwar einen deutlich stärker als erwarteten Rückgang von 7,9 Millionen Barrel, dafür aber Aufbauten bei Heizöl bzw. Diesel und Benzin. Der große preisdrückende Faktor der Zahlen war aber sicherlich die deutlich um 2,2 Millionen Barrel pro Tag zurück gegangene Gesamtnachfrage. Zudem stieg die US-Ölproduktion gleichzeitig um weitere 0,1 Millionen Barrel an und liegt nun bei 11,4 Millionen Barrel pro Tag. Vor einem Jahr lag diese bei knapp 11 Millionen Fass, vor zwei Jahren bei knapp 12 Millionen Barrel pro Tag.
Sofort nach Bekanntgabe der Zahlen setzten umfangreiche Verkäufe ein und die Öl-Futures gingen mit deutlichen Verlusten aus dem Handel.
Bereits am frühen Nachmittag gab es die Meldung, wonach sich Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate im Förderstreit auf einen Kompromiss geeinigt haben sollen. Die Händler reagierten aber nur kurzzeitig auf die Nachricht, zumal Details noch nicht bekannt sind und es natürlich eines erneuten Beschlusses der Vollversammlung bedarf, um diesen umsetzen zu können. Einen Termin gibt es hier aber noch nicht.
Heute Morgen kamen neue Konjunkturdaten aus China. Hier stiegen die Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze per Juni mit 8,3 bzw. 12,1 stärker als erwartet, das Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal erreichte auf Jahressicht ein Plus von 12,7 Prozent.
Am Devisenmarkt kann der Euro bislang von den soliden Zahlen aus China profitieren und heute Morgen im Vergleich zur Ölwährung US-Dollar weiter leicht zulegen. Bereits gestern ging es mit unserer Gemeinschaftswährung nach oben bzw. mit dem Greenback nach unten, als US-Notenbankchef Jerome Powell den Erwartungen bezüglich einer baldigen Straffung der Geldpolitik einen leichten Dämpfer verlieh.
Beste Vorgaben also für den deutschen Inlandsmarkt, wo die Heizölpreise heute mit schönen Abschlägen in den Tag starten werden. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Minus in einer Größenordnung von einem bis eineinhalb Cent pro Liter erwarten. Auch wenn es auf den ersten Blick unlogisch erscheinen mag, so haben sich mit der sich nun abzeichnenden Einigung im Förderstreit der OPEC+ Gruppe die Chancen auf einen deutlichen Rückgang der Notierungen deutlich verschlechtert. Langfristig gesehen ist ein reguliertes Angebot aber sicherlich wichtig und wirkt ausgleichend auf den Ölpreis.