Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern im frühen europäisch geprägten Handel zunächst Gewinne verbuchen können, fielen im weiteren Verlauf aber wieder zurück. Heute Morgen starten die Futures mit schwacher Tendenz, sodass die Heizöl-Notierungen hierzulande ihren Abwärtstrend der letzten Wochen aller Voraussicht nach weiter fortsetzen können.
Aktuell stehen die Januar-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei gut 92 US-Dollar pro Barrel, eine Tonne Gasöl zur Lieferung Dezember kostet zur Stunde 985 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum US-Dollar gut behaupten und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0390 Dollar gehandelt.
Das Geschehen am Ölmarkt stand am gestrigen Vormittag noch ganz unter dem Einfluss des Raketeneinschlages in Polen. Doch bereits am Morgen gab es erste Meldungen, dass es sich dabei wohl nicht um einen gezielten Angriff von russischer Seite, sondern um Flugabwehrgeschütze aus der Ukraine gehandelt hat. Dies wurde gestern in den Mittagsstunden dann auch von der NATO nochmals bestätigt.
Somit war ein preistreibender Faktor vom Tisch und die zuvor leicht gestiegenen Rohölpreise traten wieder den Rückzug an.
Die Börsianer warteten dann ab diesem Zeitpunkt auf die neuen US-Ölbestandsdaten des Department of Energy (DOE), die in etwa die API-Zahlen vom Vortag bestätigten. Auch hier gab es bei Rohöl einen in der Höhe unerwartet deutlichen Rückgang von 5,4 Millionen Barrel, während bei den Destillaten, also Heizöl und Diesel, ein Aufbau von 1,1 Millionen Fass ermittelt wurde. Da auch die Benzinbestände um 2,2 Millionen Barrel angestiegen sind, wurden die Zahlen unterm Strich eher leicht bearish, also preisdrückend gewertet. Dies auch, weil die Nachfrage nach Destillaten und Benzin und somit auch im Ganzen zurückgegangen ist, bei gleichbleibender Ölproduktion von 12,1 Millionen Barrel täglich.
Ein weiterer Grund, warum der Ölkomplex heute mit Abschlägen gestartet ist, könnten aktuelle Corona-Infektionszahlen aus China sein. Mit gut 23.000 neuen Fällen ist der Wert auf ein Sieben-Monats-Hoch gestiegen.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar gestern zunächst weitere Gewinne verbuchen und erstmals seit Anfang Juli wieder über die 1,04-Dollar-Marke klettern. Am Nachmittag gab es dann aber besser als erwartet ausgefallene Einzelhandelsumsätze aus den USA, die den Greenback stützten. Nach dem deutlichen Rückgang der US-Währung ist nun zumindest mit einer Konsolidierungsphase zu rechnen.
Die Heizölpreise hierzulande werden nach diesen Vorgaben auch heute wieder mit Abschlägen in den Handel starten. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Minus in einer Größenordnung von einem bis zwei Cent pro Liter erwarten. Damit würde sich der Rückgang auf knapp 40 Cent pro Liter innerhalb von nicht einmal sechs Wochen aufsummieren und das niedrigste Preisniveau seit dem Frühjahr erreicht werden. Aufgrund dieser erfreulichen Entwicklung ist auch das Interesse am Heizölkauf in den letzten Tagen wieder deutlich angestiegen.