Aufwärtskorrektur ausgereizt? Trader warten auf OPEC+ Meeting

Die US-Rohöbestände sind schwächer als vom API gemeldet gesunken, der Rückgang setzt den Trend der letzten Wochen allerdings fort und so liegen die Rohölvorräte nun auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang April. Sicherlich ein bullisher Faktor, doch sind die Zahlen durch die Hurrikan Laura noch immer verzerrt. Der Sturm hatte einen großen Teil der Ölproduktion in der Golfregion zum Erliegen gebracht und Importe sowie Exporte verhindert.
Die Zahlen sind also insgesamt mit Vorsicht zu genießen. Ein Blick auf die Gesamtbestände zeigt, dass diese in der Berichtswoche gestiegen sind und nun bei 1,43 Mrd. Barrel liegen. Das ist zwar weniger als das Rekordhoch aus Anfang Juli, als die Vorräte bei rund 1,46 Mrd. Barrel lagen, doch noch nie waren die Bestände zu dieser Jahreszeit auf einem so hohen Niveau. Zum Vergleich: im Jahr 2019 lagen die US-Gesamtvorräte zu dieser Jahreszeit bei rund 1,29 Mrd. Barrel.

Das zeigt auch das Problem, das der Markt weiterhin hat. Die Benzinnachfrage hat sich zwar erholt, der Bedarf an Flugbenzin sowie Diesel und Heizöl ist aktuell allerdings sehr gering. Die Bestände in diesen Kategorien legen kräftig zu und das sorgt für Probleme bei den Raffinerien. Die Raffineriemargen für Destillate sind extrem gering, doch gleichzeitig muss die Benzinnachfrage weiter gedeckt werden. Bei der Produktion fallen jedoch immer auch Destillate an, deren Bestände immer weiter steigen.

Preise für Destillate, wie beispielsweise ICE Gasoil, können sich dann teilweise anders entwickeln als Rohöl-Futures. Dies konnte man gestern sehr deutlich an den Börsen sehen, als die Destillate-Futures an ICE und NYMEX der späten Rallye von Rohöl und Benzin, im Anschluss an die US-Ölbestandsdaten nicht folgten. Die Überversorgung im Destillate-Bereich bleibt damit belastend für die Ölbörsen.

Nachdem Hurrikan Sally nun wieder schneller vorankommt, sinkt die Gefahr von langfristigen Raffinerie- und Produktionsausfällen am Golf von Mexiko. Nachgelagert kommt nun eher der berishe Effekt der Nachfrageausfälle zu tragen, während die Ölförderung wieder hochgefahren wird. Dies relativiert nun den Preisanstieg, der in Teilen durch den Hurrikan getriggert wurde.

Unterdessen hat die Ankündigung langfristig niedriger Zinsen durch die US Fed aktuell kaum Einfluss auf die Ölbörsen. Trader warten nun sicherlich auf das Treffen der OPEC+ Mitglieder und deren Beschlüsse im JMMC Meeting. Die Gruppe wird sich mit den Abweichlern beschäftigen müssen, nachdem die Vereinten Arabischen Emirate (VAE), aber auch Länder wie der Irak mehr Öl gefördert hatten. Auch muss man ein Auge auf den potenziellen Produktionsanstieg in Libyen haben, während auch Iran eine Anhebung der Förderung ankündigte.

Zudem prognostiziert man für Oktober nun eigentlich einen Rückgang der weltweiten Ölnachfrage. Logischer Weise müsste sich die OPEC+ eigentlich für eine leichte Kürzung der Produktionsmengen aussprechen. Bleibt dies aus, oder werden die vereinbarten Kürzungen gar gelockert, dürfte dies die Preise an den Ölbörsen belasten.