Brent zurück in Contango – Charttechnik mit erheblichem Korrekturpotenzial

Die OPEC+ hatte gestern ihr JMMC Meeting auf Januar verlegt. Die Hintergründe sind noch nicht ganz klar, es könnte allerdings ein Zeichen sein, dass sich die Mitglieder nicht einig sind, wie man die aktuelle Marktlage bewertet. Das wäre ein besorgniserregendes Zeichen, spricht dies doch für erhöhte Spannungen innerhalb der Gruppe.

Das Treffen soll nun am selben Tag wie das OPEC+ Meeting stattfinden, vermutlich um vorab keine Vorlage für Unruhe am Markt zu sorgen. Der Markt hat diesen Umstand bisher Quasi ignoriert, der Jahresanfang könnte dann aber umso volatiler werden, sollte es in der OPEC+ Gruppe dann rund gehen. Zur Debatte wird stehen, ob man nach der Produktionsanhebung um +0,5 Mio. B/T im Januar für Februar eine weitere Produktionssteigerung vornimmt, oder diese verschiebt.

Seit Anfang November ist Brent schon um 37,8% im Wert gestiegen. Dies dürfte den Druck innerhalb der OPEC+ sicherlich erhöht haben, fühlen sich die Vertreter der Länder, die sich für weitere Produktionsanhebungen einsetzen, in ihrer Haltung doch bestätigt. „Angesichts der steigenden Preise gibt es Bedenken hinsichtlich der Uneinigkeit innerhalb der OPEC +, da jeder Hersteller diese höheren Preise nutzen möchte“, sieht auch Analyst Stephen Innes von Axi die Gefahr von Abweichlern und Produktionssteigerungen.

Aktuell konzentriert sich der Markt vor allem darauf, dass sich die Nachfrage künftig zügig erholt und setzt auf steigende Preise. Die Verteilung der Corona-Impfstoffe und die Erwartung eines US-Hilfspakets sind entsprechende Elemente, die für Optimismus sorgen. In Asien hat sich die Ölnachfrage insbesondere in China und Indien wieder auf Vorkrisenniveau erholt, oder dieses sogar überschritten. Nach dem starken Nachfrageanstieg ist dort nun aber sicherlich nicht mehr viel Potenzial für weitere Zuwächse vorhanden, während Impfprogramme und Konjunkturpakete ihre Zeit brauchen werden, bis diese ihre Wirkung entfalten.

Von daher warnt Analyst Vivek Dhar, von der Commonwealth Bank, vor einer Überhitzung der Preise. „Wir glauben, dass die Märkte den kurzfristigen Nachfragedruck steigender COVID-19-Fälle und COVID-19-Beschränkungen in den USA und in Europa immer noch übersehen.“ Die Lockdowns nehmen weltweit zu, nachdem die Infektionszahlen momentan fast täglich neue Rekordwerte erreichen. Japan hat neue Einschränkungen verhängt und auch in Südkorea könnten bald Maßnahmen folgen, denn auch hier hat das Corona-Virus ein Comeback und das Land befindet sich bereits mitten in der dritten Welle.

Im Jahr 2021 wird die Wirtshaft sicherlich wieder stark wachsen, insbesondere in der zweiten Jahreshälfte, wenn große Teile der Bevölkerungen geimpft sind und die Einschränkungen im öffentlichen Leben abnehmen. Dann dürfte auch der Reiseverkehr wieder zunehmen. Dhar glaubt, dass die Preise dann über die Spanne von 50 bis 60 Dollar steigen könnten, die „OPEC+ verfügt [aber] über genügend Reserveölkapazität, um einen Anstieg der Ölpreise in Schach zu halten.“ Jeff Currie, von Goldman Sachs, merkt an, dass man spätestens dann eine Long-Position halten sollte „bei so ziemlich allen Rohstoffen, die mit Asien in Verbindung stehen.“