Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben auch gestern zeitweise wieder deutliche Verluste hinnehmen müssen und die für Europa maßgebenden Brent-Futures sind vorübergehend sogar unter die 100-Dollar-Marke gefallen. In Folge sollte es bei den Heizöl-Notierungen hierzulande auch heute wieder zu schönen Abschlägen kommen.
Aktuell stehen die Juni-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 101 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 96,50 Dollar. Der Euro fällt im Vergleich zum Dollar wieder zurück und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0870 US-Dollar gehandelt.
Die Rohölpreise liegen derzeit fast schon wieder auf Vorkriegsniveau. Zwar bleibt die Versorgungslage wohl auch in den kommenden Wochen weiterhin angespannt, da gerade in den westlichen Ländern russisches Öl wenn möglich gemieden wird, aber die strikten Corona-Maßnahmen in China bringen zunehmend Entlastung. Der Mega-Lockdown in der Metropole Shanghai geht auf unbestimmte Zeit weiter und es gibt Schätzungen, dass die chinesische Kraftstoffnachfrage mittlerweile um 1,2 bis 1,3 Millionen Barrel pro Tag zurückgegangen ist.
Auch die historisch hohe Freigabe strategischer Ölreserven durch die USA und die Internationalen Energieagentur (IEA) sollte zumindest kurz- und mittelfristig für eine bessere Warenverfügbarkeit sorgen. Ingesamt geht es hier um ein Volumen von 240 Millionen Barrel und auch Japan will zusätzlich 15 Millionen Barrel beisteuern.
Problem bei dieser Aktion ist, dass die freigegebenen Vorräte irgendwann natürlich auch wieder aufgefüllt werden müssen und die Maßnahme somit nur eine vorübergehende Wirkung erzielen wird. Die Mengen werden dem Markt also bald auch wieder entzogen werden müssen.
Positive Neuigkeiten kommen aus dem Jemen, wo Präsident And Rabe Mansur Hai überraschend zurückgetreten ist und somit die Friedensbemühungen unterstützen will. Damit könnte sich das Risiko von Ausfällen saudischer Öllieferungen künftig merklich reduzieren.
Am Devisenmarkt bleibt der Euro im Vergleich zum US-Dollar unter Druck, der natürlich von der Aussicht stark steigender Zinsen profitieren kann. Außerdem gab es gestern überraschend gute Arbeitsmarktdaten aus Übersee. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung gingen weiter auf nur noch 166.000 zurück.
Die Heizölpreise hierzulande bewegen sich weiter in die richtige Richtung und das Delta zu den internationalen Ölpreisen hat sich in dieser Woche weiter deutlich verringert. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen für heute Abschläge in einer Größenordnung von einem bis eineinhalb Cent pro Liter erwarten. Viele Ölheizer decken sich auf diesem Niveau bereits jetzt für den nächsten Winter ein, was durchaus eine kluge Entscheidung sein könnte. Wer das Risiko hingegen nicht scheut, wartet und hofft, dass sich die noch im Markt befindlichen Risikoaufschläge weiter reduzieren.