EU plant Lockerungen der Einreisebedingungen für Geimpfte

Nicht nur in der Bundesrepublik könnte es für Geimpfte bald Ausnahmen von den Maßnahmen zur Eindämmung von Covid19 geben. Am gestrigen Montag schlug die EU-Kommission vor, die Einreisebeschränkungen für vollständig Geimpfte im Hinblick auf nicht zwingend notwendige Reisen zu lockern. So sollen alle, die vollständig geimpft sind – Menschen, die mindestens vierzehn Tage vor der Einreise „die letzte empfohlene Dosis eines in der EU zugelassenen Impfstoffs erhalten haben“ – in die EU einreisen dürfen, selbst wenn die Corona-Lage in dem Land, aus dem sie anreisen nicht gut ist.
Davon abgesehen soll auch der Grenzwert für die Zahl an Infektionen in Nicht-EU-Staaten, aus welchen Menschen bereits in die EU ohne große Beschränkungen einreisen dürfen, angehoben werden. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kommentierte die Vorschläge über Twitter mit: „Zeit, die EU-Tourismusindustrie wiederzubeleben“. An den Finanzmärkten wurde der Vorschlag der Kommission zu einer Lockerung der Einreisebeschränkungen am Montag positiv aufgenommen.

Marktlage
Die Konjunkturindikatoren aus den USA enttäuschten am Montag die Erwartungen, Fed-Chef Jerome Powell stellte in einer für eine Konferenz vorbereiteten Rede jedoch in Aussicht, dass die Wiedereröffnung der US-Wirtschaft, die derzeit im Gange ist, eine „stärkere Wirtschaftsaktivität und Schaffung von Arbeitsplätzen“ mit sich bringe.
Die Hoffnungen darauf, dass sich die US-Nachfrage über den Sommer hinweg deutlich erholten wird, bleiben damit bestehen. Die Frage ist allerdings, wie groß die Tendenz der Marktteilnehmer sein wird, bei einer Erholung der US-Konjunktur wieder Ängste vor einer zu schnell steigenden Inflation und einer früher als erwarteten Straffung der Geldpolitik in den USA zu entwickeln. Derlei Ängste hatten den Dollar schon Ende des ersten Quartals steigen lassen, während die Renditen für längerfristige US-Staatsanleihen auf neue Langzeithochs stiegen. Da ein stärkerer Dollar die in der US-Währung gehandelten Ölfutures für Abnehmer außerhalb der USA verteuert, könnte dies die Preise wieder unter Druck geraten lassen.
Wie stark die für Mai bis Juli angesetzten Produktionssteigerungen der OPEC+ die Preise beeinflussen werden, bleibt ebenfalls abzuwarten. Der irakische Ölminister Ihsan Abdul Jabbar gab diesbezüglich jedoch bereits gestern an, die Produzentenallianz werde dafür sorgen, dass die Preise „innerhalb normaler Durchschnittswerte“ blieben.

Vor allem die Entwicklung der indischen Nachfrage könnte die OPEC+ zu einer Änderung ihrer bisherigen Produktionsstrategie zwingen. Wenngleich die Modi-Regierung bislang keinen erneuten nationalen Lockdown verhängt hat, so wurden in zahlreichen Bundesstaaten strikte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergriffen, die sich auch auf die Ölnachfrage auswirken. Die Marktteilnehmer scheinen dies jedoch offenbar mittlerweile schon miteinzukalkulieren. „Indiens Nachfrage wird jetzt ziemlich schwach erwartet, was ein großes Problem ist, aber der Markt scheint dies hinter sich gelassen zu haben“, so Jeffrey Halley von Oanda, der dies auf die Impfkampagnen sowie auf die Lockerungen der restriktiven Maßnahmen in den USA und Europa zurückführt.

Der Vorschlag der EU-Kommission die Einreisebeschränkungen bei nicht zwingend notwendigen Reisen für vollständig Geimpfte zu lockern, gab gestern einerseits dem Euro Rückenwind und schürte andererseits auch die Hoffnungen auf eine zügigere Erholung der europäischen Ölnachfrage. Über den Vorschlag der Kommission müssen nun die EU-Staaten beraten und entscheiden.

Auf kurze Sicht werden die Marktteilnehmer ihre Aufmerksamkeit auch wieder auf die Bestandsentwicklung in den USA richten. Laut ersten Schätzungen von Analysten dürften die landesweiten Rohölvorräte der USA in der vergangenen Woche um 2,2 Mio. Barrel gesunken sein, nachdem sie in der Woche zum 23. April noch leicht gestiegen waren. Entscheidend bei der Interpretation der Bestandsberichte von API und DOE (heute um 22:30 Uhr beziehungsweise Mittwoch um16:30 Uhr) wird jedoch auch die Entwicklung der Produktbestände sowie die Daten zur Nachfrage sein. Letztere werden jedoch nur im Bericht des DOE veröffentlicht