Futures bleiben oberhalb der GD 21 Linie – US Geldpolitik stützt

Die neuen Einschränkungen für das öffentliche Leben und Reisen in den USA und Europa sind ein Dämpfer für das erwartete Ölnachfragewachstum. Die schnelle Erholung der letzten Monate wird sich abflachen, denn die Reisezeit zeigt, dass jede Lockerung der Beschränkungen auch das Infektionsaufkommen steigert.

Die OPEC+ Gruppe wird am dem Wochenende beginnen mehr Öl zu fördern und vermutlich auch zu exportieren. Zum 1. August werden die Quoten der bisherigen Produktionskürzungen gelockert. Gleichzeitig zeichnet sich in den USA mit dem ersten Anstieg bei der Anzahl der aktiven Ölbohranlagen eine Wiederbelebung der Schieferölindustrie ab. Sicherlich wird es zu keinem Boom kommen, aber die Lagertanks in den USA sowie die globalen Ölbestände sind noch immer gut gefüllt.

Laut den Zahlen von Vortexa ist die Menge an eingelagertem Öl auf Schiffen 244% höher als noch vor einem Jahr und China wird im August wohl weniger Rohöl benötigen. Zum einen sorgt die Monsunzeit für Überschwemmungen, sodass die Raffinerien ihre Auslastung reduzieren, zum anderen sind die Lagerbestände nach den Zukäufen im Frühjahr noch mehr als gut gefüllt.

Bei Brent verstärkt sich momentan eine Contango-Konstellation, die auf eine Kursschwäche hindeuten kann.
Lag der 6-Monats-Spread gestern noch bei 2,06 Dollar, so beträgt er heute Morgen 2,30 Dollar. Das sind im Durchschnitt 0,46 Dollar pro Monatswechsel, was jedoch noch zu wenig ist, um einen starken Verkaufsdruck zu generieren.

Es gibt zahlreiche Anzeichen, die für eine Korrektur an den Ölbörsen sprechen. Einige Experten bezeichneten diese in den vergangenen Wochen auch als überfällig und gehen davon aus, dass die nächste große Kursbewegung nach unten sein wird. Doch bisher halten sich die Notierungen tapfer auf hohem Niveau. Aktuell wird dafür vor allem der schwächere Dollar verantwortlich gemacht, da dies das in Dollar gehandelte Öl für Investoren außerhalb der USA verbilligt.

Der Euro/Dollar-Kurs konnte so gestern auf den höchsten Stand seit September 2018 klettern und die erwartete expansive Geldpolitik der Fed könnte diesen Trend weiter untermauern. Für Analyst Daniel Hynes, von der Australia and New Zealand Banking Group (ANZ), besteht das Risiko momentan darin, dass die Fed noch lange an ihren expansiven Maßnahmen und Niedrigzinsen festhalten wird, selbst wenn die Inflation deutlich ansteigt. Dann könne man eine Rallye in risikobehafteten Anlageklassen wie Rohstoffe sehen, was ein Problem Investoren darstellt, die dies gegen die eigentlich schwache fundamentale Situation abwägen müssten, so Hynes.

Ähnlich äußert sich auch Phil Flynn von der Price Futures Group. Er sieht die Ölpreise durch das potenzielle Hilfspaket des US-Kongresses und die weiter locker erwartete US-Geldpolitik ziemlich gut gestützt. Auch die Aktienmärkte zeigen seiner Meinung nach eine gewisse Stärke, die für eine positive Stimmung sorge.

+ Langfristig expansive Geldpolitik der Fed erwartet
+ Geplantes Hilfspaket des US-Kongress
+ Saudi-Arabien erwartet höheren Eigenbedarf an Rohöl
+ Steigende Ölnachfrage durch gelockerte Lockdowns
– Reiseeinschränkungen dämpfen Ölnachfragewachstum
– Rystad korrigiert Ölnachfrageerwartung nach unten
–  Fracking-Aktivität im Permian Basin nimmt deutlich zu
– Überflutung: China drosselt Raffinerieauslastung
– China exportiert eingelagertes Rohöl
– OPEC+ produziert ab August mehr Rohöl
– USA/China: Spannungen nehmen zu
– China: weniger Rohölimporte im dritten Quartal erwartet