Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern im frühen Handel zunächst weiter angezogen und die Brentöl-Futuers wie erwartet die 70-Dollar-Marke kurzzeitig überschritten. Später ging es dann aber wieder nach unten, wohl auch, weil sich ein Durchbruch bei den Atom-Verhandlungen mit dem Iran anbahnt. In Folge geben die Heizöl-Notierungen heute Morgen deutlich nach.
Aktuell stehen die Juli-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei knapp 68 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 64,75 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum US-Dollar weiter leicht verbessern und erreicht heute Morgen mit 1,2235 US-Dollar den höchsten Stand seit Anfang Januar.
Gestern am Morgen deutete Vieles darauf hin, dass die Rohölpreise wieder Anlauf nehmen und neue Langzeithochs markieren werden. Und so kam es dann auch, die Futures der Nordseeölsorte „Brent“ konnten zum Start in den europäisch geprägten Handel kurzzeitig die 70-Dollar-Marke überschreiten, dieses Niveau aber nicht lange halten. Mit bröckelnden Gewinnen an den Aktienmärkten fiel auch der Ölkomplex im Laufe des Tages immer weiter zurück.
Begleitet wurde der Rückgang von wenig überzeugenden Konjunkturdaten diesseits und jenseits des Atlantiks. Die EU Handelsbilanz wies per März lediglich ein Plus von 15,8 Milliarden Euro aus, im Vormonat lag dieses noch bei 23 Milliarden. In den USA lagen die Wohnbaubeginne per April mit 1,57 Millionen deutlich unter den Erwartungen und auch die Einzelhandelsumsätze (Redbook) gingen im Vergleich zur Vorwoche leicht zurück.
Etwas stärker gerieten die Ölpreise dann aber unter Druck, als es Hinweise vom russischen Diplomaten Michail Ulyanov gab, der auch Vertreter der Internationalen Atomenergie-Organisation der UN ist, dass es bedeutende Fortschritte bei den Verhandlungen mit dem Iran gegeben hat und somit zu erwarten ist, dass die US-Sanktionen bald aufgehoben werden. In Folge könnte der Iran wieder bedeutende Mengen an Rohöl exportieren, was für die OPEC mit ihren Verbündeten sicherlich eine große Aufgabe sein dürfte. Denn nach monatelangen Drosselungen hat die OPEC+ Gruppe ja erst kürzlich eine schrittweise Anhebung der Fördermengen vereinbart, was im Falle zusätzlicher iranischer Mengen wohl überarbeitet werden müsste.
Nach Börsenschluss vermeldete das American Petroleum Institute (API) die neuen US-Ölbestandsdaten. Hier gab es im Vergleich zur Vorwoche in Summe einen Rückgang von knapp fünf Millionen Barrel, wobei die Rohölvorräte leicht angestiegen sind.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar gestern vom Start weg zulegen und zügig die 1,22-Dollar-Marke überschreiten. Das Bruttoinlandsprodukt in der EU lag im ersten Quartal mit Minus 0,6 Prozent im Rahmen der Erwartungen und die am Nachmittag aus den USA veröffentlichten Konjunkturdaten fielen nicht überzeugend aus. Das stützte unsere Gemeinschaftswährung, die aktuell den höchsten Stand seit Anfang des Jahres erreicht hat.
Insgesamt also äußerst gute Vorgaben für den deutschen Inlandsmarkt, wo die Heizölpreise heute mit schönen Abschlägen in den heutigen Handelstag starten werden. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Minus in einer Größenordnung von rund einem Cent pro Liter erwarten. Da eine Trendwende weiterhin nicht in Sicht ist, sollten solche Rücksetzer gerade von sicherheitsorientierten Verbrauchern zur Bevorratung genutzt werden. Wer spekulieren will, tut dies mit einem eher schlechten Chance-/Risiko-Verhältnis.