Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben auch gestern wieder zugelegt, nachdem beim OPEC+ Treffen keine Einigung erzielt werden konnte und das Meeting ersatzlos abgebrochen wurde. In Folge ziehen leider auch die Heizöl-Notierungen hierzulande weiter deutlich an.
Aktuell stehen die September-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 77,40 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 76,60 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar etwas zulegen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,1880 US-Dollar gehandelt.
Steht das OPECplus-Bündnis vor dem Aus? Das ist die spannende und sicherlich auch berechtiget Frage nach dem gestrigen Abbruch des Treffens. Einen Ersatztermin gibt es bislang nicht!
Auslöser des Streits war, dass die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) einer Verlängerung der Förderbeschränkungen bis Ende 2022 nur zustimmen wollten, wenn sie selbst eine höhere Förderquote erhalten. Dies lehnten die anderen Teilnehmer, vorrangig wohl Saudi-Arabien, ab. Zuvor gab es einen Vorschlag von Russland und dem Königreich, den Ölausstoß bis Ende des Jahres um 400.000 Barrel pro Tag/Monat zu erhöhen.
Aktueller Stand der Dinge ist nun bis auf Weiteres, dass die offizielle Fördermenge unverändert bleibt und davon auszugehen ist, dass die meisten Mitglieder des Bündnisses in nächster Zeit so weiter produzieren wie bisher, was den Ölpreis sicherlich noch weiter nach oben treiben könnte.
Sollte es aber nicht bald einen neuen Termin geben, ist es durchaus realistisch und wohl auch wahrscheinlich, dass sich der Markt verselbständigt und die Mengen, bei den derzeit relativ hohen Preisen, von den meisten Förderländern eigenständig erhöht werden. Dies könnte gleichzeitig das Ende der OPEC bzw. der OPECplus sein und den Markt mittelfristig unter Druck bringen. Alles scheint möglich zu sein!
Mittlerweile hat sich auch schon die USA in das Thema eingeklinkt und will mit den relevanten Ländern Kontakt aufnehmen. Allgemein wird natürlich befürchtet, dass ein zu hoher Ölpreis die Inflation weiter nach oben treiben und dämpfend auf die Konjunkturentwicklung wirken könnte.
Die neuen US-Ölbestandsdaten werden in dieser Woche aufgrund eines Feiertags übrigens einen Tag später als üblich, also erst am Mittwochabend (API) und Donnerstagnachmittag (DOE) veröffentlicht.
Am Devisenmarkt konnte der Euro gestern im Vergleich zum US-Dollar etwas zulegen und dabei von einem weiter gestiegenen EU-Einkaufsmanagerindex aus dem Dienstleistungsbereich profitieren. Heute Morgen zieht unsere Gemeinschaftswährung bislang weiter an, obwohl die Arbeitsaufträge der deutschen Industrie per Mai um 3,7 Prozent zurückgegangen sind. Im Laufe des Tages stehen aber noch weitere wichtige Wirtschaftsindikationen zur Veröffentlichung an.
Trotz der Währungsgewinne geht es mit den Heizölpreisen in Deutschland weiter nach oben. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein weiteres Plus von rund einem halben Cent pro Liter erwarten. Die Nachfrage bleibt dabei auf einem sehr niedrigen Niveau. Die absolut nicht vorhersehbare Eskalation beim Treffen der organisierten Ölförderländer hat eine völlig neue Situation entstehen lassen, die eine weitere Prognose zur künftigen Entwicklung der Heizölpreise fast unmöglich macht. Kurzfristig dürfte es auf jeden Fall weiter nach oben gehen.