Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben im gestrigen Handelsverlauf leider wieder deutlich zugelegt und sind auf den höchsten Stand seit Ende März geklettert. In Folge starten heute auch die Heizöl-Notierungen mit moderaten Aufschlägen in den Tag.
Aktuell stehen die Juli-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 113,90 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 111,40 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum US-Dollar auf niedrigem Niveau gut behaupten und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0440 US-Dollar gehandelt.
Trotz enttäuschender Konjunkturdaten aus China und einem dortigen deutlichen Rückgang der Rohölverarbeitung per April von 11 Prozent, konnten die Rohölpreise gestern kräftige Gewinne einfahren.
Denn es gab durchaus auch bullishe, also preistreibende Nachrichten. So plant die chinesische Regierung ein baldiges Ende des Lockdowns in Shanghai und viele Marktteilnehmer erwarten dann aufgrund von Nachholeffekten einen Nachfrageschub. Außerdem beginnt in den USA bald die sog. „Driving Season“, in der die Nachfrage nach Benzin besonders hoch ist.
Dies alles fällt in eine Zeit, wo die globalen Ölbestände sehr niedrig sind und weder die OPEC+, noch die USA deutlich mehr Öl auf den Markt bringen kann. Außerdem wurden die strategischen Ölreserven zuletzt stark heruntergefahren, sodass in nächster Zeit auch hier zusätzlicher Bedarf entstehen wird. In den USA ist hier das niedrigste Niveau seit 1987 erreicht.
Zwar soll nach dem monatlichen Produktionsbereiche der Energy Information Administration (EIA) die Schieferölproduktion im Juni weiter um 140.000 Barrel pro Tag zunehmen, gleichzeitig ist aber die Zahl der gebohrten, aber noch nicht fertig erschlossen Ölquellen zurückgegangen.
Deutlich mehr Öl könnte derzeit wohl nur vom Iran kommen. Doch hier stocken die Verhandlungen bezüglich des Atomabkommen seit Wochen, sodass von dieser Seite zumindest in nächster Zeit nicht mit einer Entlastung zu rechnen ist.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zur Ölwährung US-Dollar leicht zulegen. Insgesamt bleiben die Rahmenbedingungen für unsere Gemeinschaftswährung aber alles andere als gut. Deutlich steigende Zinsen in den USA, eine gleichzeitig zögerliche Haltung der Europäische Zentralbank, sowie die massiven Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Wirtschaft in der EU, lassen kaum Spielraum nach oben.
Die Heizölpreise hierzulande tendieren unter relativ großen Schwankungen nunmehr seit mehr als sechs Wochen seitwärts. Auch heute wird dieser Trend aller Voraussicht nach nicht gebrochen, denn aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht nur Aufschläge in einer Größenordnung von rund einem Cent pro Liter erwarten. Auch wenn das Interesse am Heizölkauf in den letzten Tagen etwas zurückgegangen ist, so bleiben die Preisanfragen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum doch außerordentlich hoch. Viele Ölheizer befinden sich noch in Wartestellung und hoffen auf einen Preisrückgang in den Sommermonaten. Ob dieser allerdings auch kommen wird, ist aufgrund der beschriebenen globalen Nachfrageerwartung eher unwahrscheinlich. Wer auf der sicheren Seite stehen will, bestellt bereits jetzt für die in rund drei Monaten wieder beginnende Heizsaison.