Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern im Laufe des Handels deutlich zugelegt, nachdem sich die Lage im Ukraine-Konflikt immer mehr zuspitzt und ein Krieg nach jetzigem Stand sehr wahrscheinlich geworden ist. In Folge starten die Heizöl-Notierungen heute ebenfalls mit deutlichen Aufschlägen.
Aktuell stehen die April-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 97,80 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 94,70 Dollar. Der Euro fällt im Vergleich zum US-Dollar gleichzeitig deutlich zurück und wird heute Morgen nur noch zu Kursen um 1,1305 US-Dollar gehandelt.
Mit der Anerkennung der Separatistengebiete Donezk und Luhansk hat der russische Präsident Putin gestern einen Schritt unternommen, der einen Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine sehr wahrscheinlich macht. Erste Einheiten wurden bereits in die selbsternannten Volksrepubliken entsendet.
Der „Westen“ sieht in dieser Aktion eine grobe Verletzung des Minsker Abkommens und hat bereits Sanktionen angekündigt. Diese sollen bislang aber wohl zunächst auf die Separatistengebiete beschränkt bleiben. Inwieweit diese in einem weiteren Schritt dann aber auch die Öl- und Gasexporte Russlands betreffen könnten, ist derzeit sicherlich noch nicht absehbar.
Trotzdem haben die Rohölpreise gestern bereits deutlich angezogen und ein neues Langzeithoch erreicht. Der Fall der 100-Dollar-Marke scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Der Ukraine-Konflikt drängt derzeit alle anderen Themen in den Hintergrund. So die großen Fortschritte in den Atomverhandlungen mit dem Iran oder die gestrigen Meldung, dass in Libyen die Produktion an einem neuen Ölfeld aufgenommen wurde und das Land die Förderung von derzeit rund einer Millionen Fass täglich, auf etwa 1,2 Millionen steigern will.
Auch die gestern veröffentlichten Konjunkturdaten waren natürlich nur eine Randnotiz und fielen insgesamt eher gemischt aus. Der EU Einkaufsmanagerindex aus der verarbeitenden Gewerbe fiel per Februar mit 58,4 Punkten etwas schlechter aus als erwartet, dafür übertraf der Wert aus dem Dienstleistungssektor die Analystenprognose mit 55,8 Zählern deutlich.
Auch am Devisenmarkt blieb das Handeln des russischen Staatschefs Putin nicht ohne Konsequenzen bzw. Wirkung. Der US-Dollar ist als „sicherer Hafen“ in unseren Zeiten wie diesen wieder einmal stark gefragt, unabhängig davon, dass die US-Notenbank wohl schon in wenigen Tagen einen ersten Zinsschritt verkünden wird.
Denkbar schlechte Vorgaben also für den deutschen Inlandsmarkt, wo die Heizölpreise heute mit kräftigen Aufschlägen in den Tag starten werden. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Plus von rund zwei Cent pro Liter erwarten. Die Nachfrage ist gestern sprunghaft angestiegen und auch heute wird weiter rege bestellt. Die Angst vor einem Krieg in der Ukraine lässt viele Verbraucher einen Sicherheitskauf machen. Die Frage, ob ganz oder nur teilweise aufgefüllt werden soll, ist derzeit sehr schwer zu beantworten und hängt sicherlich im Wesentlichen von der Risikobereitschaft jedes Einzelnen ab.