Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern weiter deutlich an Wert verloren, nachdem erste Details zum geplanten Ölpreisdeckel auf russisches Rohöl durchgesickert waren. In Folge setzt sich der Rückgang der Heizöl-Notierungen, verstärkt durch Währungsgewinne, heute aller Voraussicht nach weiter fort.
Aktuell stehen die Januar-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei knapp 85 US-Dollar pro Barrel, eine Tonne Gasöl zur Lieferung Dezember kostet zur Stunde 914 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar weitere deutliche Gewinne verbuchen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0435 Dollar gehandelt.
Wie gestern an dieser Stelle bereits angekündigt, ist es am Ölmarkt nun wohl vorbei mit der Ruhe, die in den letzten Handelstagen für eher stabile Rohölpreise gesort hat.
Großes Thema ist derzeit der von den G7-Staaten initiierte Preisdeckel auf russisches Öl. Hier gibt es derzeit wohl wieder einmal große Uneinigkeit innerhalb der EU, was die Höhe anbetrifft. Das gestern verhandelte Preisniveau von 65 bis 70 Dollar sorgte für einen deutlichen Rückgang der Ölpreise, da in diesem Fall nicht mit einer Förderkürzung durch Russland gerechnet wird. Die Verhandlungen werden aber noch in dieser Woche fortgesetzt und könnten die weitere Preisentwicklung weiter entscheidend beeinflussen.
Auch die gestern veröffentlichen US-Ölbestandsdaten des Department of Energy (DOE) drückten tendenziell auf die Notierungen, obwohl – wie schon tags zuvor bei den API-Zahlen – ein deutlicher Rückgang bei den Rohölvorräten vermeldet wurde. Dafür gab es aber Aufbauten bei Benzin und vor allem bei den derzeit so viel beachteten Destillaten, also Heizöl und Diesel. Außerdem ging die Gesamtnachfrage im Vergleich zur Vorwoche deutlich um 1,2 Millionen Barrel pro Tag zurück, bei einer gleichbleibenden Ölproduktion.
Ein weiterer Belastungsfaktor am Ölmarkt ist die aktuelle Corona-Lage in China. Hier ist die Zahl der Neuinfektionen auf ein neues Rekordhoch angestiegen und es drohen weitere Einschränkungen. Bereits jetzt sind zahlreiche Großstädte und Millionen von Menschen von Lockdowns betroffen.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar gestern deutlich zulegen und dabei den höchsten Stand seit Ende Juni erreichen. Unsere Gemeinschaftswährung profitierte dabei von besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus der EU, während Wirtschaftsindikationen aus Übersee enttäuschend ausgefallen sind. Außerdem waren aus dem Sitzungsprotokoll der letzten US-Notenbanksitzung Signale zu vernehmen, wonach es künftig kleinere Zinsschritte bzw. eine Verlangsamung des Tempos geben könnte.
Besser könnten die Vorgaben für den deutschen Inlandsmarkt heute kaum sein. Die Heizölpreise werden so ihren Weg nach unten fortsetzen können und dabei sehr wahrscheinlich den tiefsten Stand seit Kriegsausbruch erreichen. Zumindest lassen aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen aus morgendlicher Sicht Abschläge in einer Größenordnung von zwei bis drei Cent pro Liter erwarten. Seit dem 8. Oktober haben die Notierungen gut 44 Cent pro Liter oder rund 25 Prozent nachgegeben. Eine gute Kaufchance für alle Ölheizer, die auf Nummer sicher gehen und einen vollen Tank haben wollen, oder im Winter nachtanken müssen.