Ölfutures starten weicher in die Woche – Libyen und Tropensturm im Fokus

Die weitere Entwicklung der Covid-19 Pandemie und deren Einfluss auf die Nachfrage ist derzeit nicht der einzige Faktor, der die Händler an den Ölbörsen verunsichert. Die jüngsten Ereignisse in Libyen sowie die aktive Hurrikan-Saison im Atlantik bringen zusätzliche Unsicherheit.

So könnte es Libyen den OPEC+ Ländern erschweren, den Markt zu stabilisieren, sollten die Blockaden der Ölexportterminals tatsächlich dauerhaft aufgehoben werden und sich die Ölindustrie des Landes rasch erholen. General Haftar, auf dessen Geheiß die Häfen im Januar blockiert worden waren, hatte sich am Freitag mit dem stellvertretenden Premierminister der international anerkannten Regierung in Tripolis auf eine Aufhebung der Blockade geeinigt. Premierminister Fayiz as-Sarradsch hatte die Vereinbarung jedoch am Freitag (noch) nicht akzeptiert.

Viele Ölunternehmen haben ihre Mitarbeiter Berichten zufolge jedoch dazu aufgefordert, den Betrieb an den Ölanlagen wieder hochzufahren. Die staatliche NOC hat sogar den Status Force Majeure für einige Ölfelder wieder aufgehoben. Im August hatte Libyen dem jüngsten OPEC-Monatsbericht zufolge etwa 106.000 B/T gefördert. Kann die Ölproduktion des Landes bald wieder auf das Niveau von 2019 (etwa 1,1 Mio. B/T) gesteigert werden, müssten die OPEC+ Länder ihre Kürzungen vermutlich wieder verschärfen, statt sie, wie ursprünglich geplant, weiter zu lockern.

Dabei könnte sich die Allianz schon ohne die Entwicklungen in Libyen dazu gezwungen sehen, die für Januar geplante zweite Lockerung der Kürzungen ad acta zu legen. Während die Abweichler von den Kürzungsvorgaben bis Ende des Jahres erst noch unter Beweis stellen müssen, ob sie es mit den angekündigten Kompensationen wirklich ernst meinen, scheint die Erholung der Nachfrage zu stagnieren. Nun bleibt abzuwarten, ob es zum Herbst zu der befürchteten zweiten Pandemiewelle kommt, wobei einige Länder noch mit der ersten Welle zu kämpfen haben. Der Gesundheitsminister Großbritanniens warnte am gestrigen Sonntag bereits vor einem zweiten nationalen Lockdown, sollten sich die britischen Bürger nicht an die Regeln zur Eindämmung von Covid-19 halten. Die Anzahl der Neuinfizierten war in den vergangenen Wochen in Großbritannien wieder deutlich gestiegen. Weltweit hat die Anzahl der registrierten Fälle mittlerweile etwa 31 Millionen erreicht.  

Einen weiteren, wenn auch eher kurzfristigen Unsicherheitsfaktor stellt die Hurrikan-Saison im Atlantik dar. Während der Ausfall der Produktion im Golf von Mexiko durch Hurrikans wie Laura, Sally oder nun auch den Tropensturm Beta die Ölfutures zunächst stützt, hat der Raffineriesektor an der US-Golfküste ebenfalls an den Stürmen zu knabbern. So warnte das National Hurricane Center bereits, dass die Schäden an Anlagen im US-Bundesstaat Louisiana, die durch Hurrikan Sally verursacht wurden, durch den Tropensturm Beta möglicherweise noch verstärkt werden könnten. Dies könnte dazu führen, dass die Raffinerieauslastung in der Region länger als erwartet reduziert bleibt, was die Ölnachfrage beeinträchtigen würde.