Ölfutures trotz Iraks versprochener Zusatzkürzungen nahe Vortagestiefs

Nachdem die Rohölfutures am Mittwoch noch auf den höchsten Stand seit Anfang März geklettert waren, zeigte sich bereits am Donnerstag, dass die Marktteilnehmer von dem Preisanstieg nicht recht überzeugt waren.
Schließlich scheint die Erholung der Ölnachfrage ins Stocken geraten zu sein, was die DOE-Daten zur US-Produktnachfrage am Mittwoch untermauerten. „Die Bedenken hinsichtlich einer kontinuierlichen Erholung der Nachfrage bestehen weiterhin,“ erklärt Vandana Hari von Vanda Insights. Die Pandemie verschlimmere sich zwar nicht, aber sie werde auch keinen Deut besser, so die Analystin, die darauf verweist, dass die jüngste Preisralley hauptsächlich dem schwächeren Dollar zuzuschreiben war.

Prognosen des Instituts IHME der Universität Washington zur Entwicklung der Pandemie in den USA dürfte die Marktteilnehmer diesbezüglich kaum beruhigt haben. Das Institut geht davon aus, dass die Anzahl der Covid-19 Toten bis Dezember in den USA auf rund 300.000 steigen könnte, sollten die US-Bürger zu nachlässig sein, was das Tragen von Masken und Abstandsregeln angeht. Dies wäre vom aktuellen Stand ein Anstieg um weitere 140.000.

„Wir erleben in den Vereinigten Staaten eine Achterbahnfahrt“, so der Direktor des IHME, Christopher Murray. Die Menschen hielten sich zwar an die Regeln zur Eindämmung, solange die Anzahl der Infektionen steige, sobald diese jedoch wieder sinke, würden sie nachlässig. Die Aussicht auf eine „Achterbahnfahrt“ in Sachen Covid-19 im Land mit dem größten Ölverbrauch weltweit, dämpft bei den Händlern am Ölmarkt die Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung der Nachfrage und dürfte das Aufwärtspotenzial der Ölpreise auch weiterhin begrenzen.

Derweil bleibt abzuwarten, wie sich die Steigerung der OPEC+ Ölproduktion im August auf den Markt auswirken wird. Die Ankündigung, dass der Irak seine Produktion im August zusätzlich zu den ursprünglich vereinbarten Kürzungen um weitere 400.000 B/T reduzieren will, wird wohl keinen stärkeren bullishen Einfluss haben, gelten die 400.000 B/T doch als Kompensation für die Mengen, die das Land in den vergangenen Monaten zu viel gefördert hatte. Zudem ist der Irak nicht gerade bekannt dafür, sich – was die Ölproduktion angeht – an die Vereinbarungen mit den übrigen OPEC+ Partnern zu halten.

Bevor kommende Woche die aktuellen Monatsberichte von EIA, OPEC und IEA veröffentlicht werden, wird der Fokus vorerst auf den USA liegen. Einerseits stehen dort heute die offiziellen Arbeitsmarktdaten für Juli an, andererseits wartet man auf eine Einigung über ein weiteres Konjunkturpaket. Für diese wurde als neuer Stichtag der heutige Freitag gesetzt, wobei es den jüngsten Kommentaren von Vertretern der Verhandlungsparteien zufolge immer unwahrscheinlicher wird, dass man einen Konsens findet.

Eher chronisch als akut wirken derzeit die Spannungen zwischen den USA und China. Die Ankündigung von Sanktionen gegen chinesische Kommunikationsunternehmen sowie das Agieren der US-Regierung in Sachen Taiwan brachte noch mehr Schärfe in den bereits vorher schwelenden Konflikt zwischen den beiden Wirtschaftsmächten. Angesichts der jüngsten Ereignisse fragen sich viele Marktteilnehmer auch, wie lange das Phase 1 Handelsabkommen noch Bestand haben wird.