Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten sind gestern zunächst mit weiteren Gewinnen in den europäisch geprägten Handel gestartet, am Nachmittag aber kräftig unter Druck geraten. In Folge werden die Heizöl-Notierungen hierzulande ebenfalls mit deutlichen Abschlägen in den heutigen Tag gehen.
Aktuell stehen die September-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 74,75 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 73,60 Dollar. Der Euro verliert im Vergleich zum US-Dollar wieder etwas an Wert und wird heute Morgen zu Kursen um 1,1830 US-Dollar gehandelt.
Die Unsicherheit über die Zukunft der OPEC+ Gruppe hat den Ölmarkt fest im Griff und die Schwankungsbreite der Rohölpreise nimmt zu. Wie gestern an dieser Stelle schon gemutmaßt, ist ein weiterer Anstieg durchaus denkbar und wohl auch wahrscheinlich, aber auch eine stärkere Korrektur im Bereich des Möglichen.
Gestern nahmen die Börsianer den schwachen Start an der Wall-Street zum Anlass, um den Ölpreis kräftig nach unten zu handeln. Fundamentaler Hintergrund ist sicherlich die Gefahr, dass es auch weiterhin zu keiner Einigung innerhalb des Produzentenbündnisses kommen könnte und sich diese in Folge verselbständigen werden. Dies würde wohl zu einer deutlichen Ausweitung der Fördermengen führen, denn die Reservekapazitäten einiger Förderstaaten sind gewaltig.
Doch noch ist es nicht so weit und Saudi-Arabien bemüht sich bislang weiter um Stabilität. Zumindest wurden gestern die Preise für August-Lieferungen erhöht, was nicht dafür spricht, dass das Königreich einen neuen Preiskrieg anzetteln will. Auch die USA haben sich mittlerweile eingeschaltet und wollen die Parteien wieder an den Verhandlungstisch zurückbringen.
Unterstützt wurde der gestrigen Rückgang der Öl-Futures auch von schwachen Konjunkturdaten. Zunächst enttäuschte der ZEW Konjunkturerwartungsindex aus der EU, der per Juli von 81,3 auf 61,2 Punkte zurückgefallen ist. Am Nachmittag wurden in den USA die Einkaufsmanagerindizes aus dem verarbeitenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor jeweils unter den Erwartungen der Analysten veröffentlicht.
Die Ölpreise starten daher auch heute Morgen auf einem deutlich gedrückten Niveau in den asiatisch geprägten Handel, aber es muss je nach Nachrichtenlage jederzeit mit plötzlichen Änderungen gerechnet werden. Vor allem die neue Runde der US-Ölbestandsdaten könnte für Bewegung sorgen.
Am Devisenmarkt verlor der Euro im Vergleich zum US-Dollar gestern gleich am Morgen deutlich an Wert, nachdem die Arbeitsaufträge der deutschen Industrie per Mai überraschend um 3,7 Prozent zurückgegangen sind. Vor wenigen Minuten wurde auch ein Rückgang der Industrieproduktion um 0,3 Prozent veröffentlicht, die Erwartung lag bei einem Plus von 0,5 Prozent.
Die Heizölpreise hierzulande werden heute, trotz der Währungsverluste, erfreulicherweise mit schönen, teilweise sogar kräftigen Abschlägen in den Handel starten. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Minus in einer Größenordnung von einem bis eineinhalb Cent pro Liter erwarten. Wie es in nächster Zeit mit den Notierungen weitergeht ist schwer einzuschätzen und hängt natürlich in erste Linie davon ab, ob es bei einem kontrollierten Ölangebot bleibt, oder das OPEC-Bündnis auseinander bricht. Letzteres ist zwar unwahrscheinlich, aber auch nicht in Gänze auszuschließen.