Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern im Laufe des Tages einen vor allem im Ausmaß völlig unerwarteten Einbruch erlitten, ohne dass es hierzu ein Ereignis oder eine entsprechende Meldung gegeben hätte. In Folge sind auch die Heizöl-Notierungen deutlich zurückgefallen und werden sich wohl auch heute weiter verbilligen.
Aktuell stehen die Dezember-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 86,35 US-Dollar pro Barrel, eine Tonne Gasöl zur Lieferung Oktober kostet zur Stunde 892 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum US-Dollar deutlich erholen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0520 Dollar gehandelt.
Die nicht nur von uns Verbrauchern erhoffte Korrektur am Ölmarkt ist nun doch noch eingetreten, nachdem es in den vergangenen Tagen eher nach einer Konsolidierungsphase in einem weiterhin intakten bullishen Marktumfeld ausgesehen hatte. Beinahe wie an der Schnur gezogen ging es gestern vom Start bis Handelsende nach unten und die Rohöl-Futures der Sorte Brent mussten ein Minus von fast 5 Dollar pro Fass hinnehmen.
Dabei kamen vom Treffen der OPEC+ wie erwartet keine neuen Erkenntnisse, Russland und Saudi-Arabien haben nochmals die Förderkürzungen bis Jahresende bestätigt. Außerdem gab es bei den US-Ölbestandsdaten des American Petroleum Institute (API) am Vorabend einen weiteren unerwarteten Rückgang bei Rohöl, der aber gestern am Nachmittag vom Department of Energy (DOE) zumindest in der Höhe nicht bestätigt wurde. Zudem gab es bei Benzin einen deutlichen Aufbau von 6,5 Millionen Fass, während bei den Destillaten ein kleines Minus von 1,3 Mio. ermittelt wurde. Allerdings ist die Gesamtnachfrage deutlich um fast eine Million Barrel pro Tag zurückgefallen, bei einer unverändert hohen Ölförderung.
Dies war sicherlich ein Grund, warum sich der Preisverfall am Ölmarkt auch am Nachmittag und Abend weiter fortsetzte. Ansonsten ist der Ausverkauf nur mit technische Faktoren und der Erwartung bzw. Hoffnung, dass sich die knappe Versorgungslage in den nächsten Monaten doch wieder rasch auflösen könnte, zu erklären.
Auch am Devisenmarkt gab es gestern eine kleine Korrektur bzw. Gegenbewegung. Der Euro konnte im Vergleich zum US-Dollar wieder etwas an Boden gutmachen, nachdem dieser in letzter Zeit von der Möglichkeit weiter steigender US-Zinsen profitiert hatte. Insgesamt bleibt unsere Gemeinschaftswährung aber auf eine sehr schwachen Niveau in Nähe der bisherigen Jahrestiefstände.
Die Heizölpreise hierzulande haben nach diesen Vorgaben gestern im Laufe des Tages im Schnitt um rund vier Cent pro Liter nachgeben und auch heute geht es erfreulicherweise weiter deutlich nach unten. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht Abschläge in einer Größenordnung von regional bis zu zwei Cent pro Liter erwarten. Ob es sich aktuelle um eine generelle Trendwende am Ölmarkt handelt ist aber nach wie vor eher unwahrscheinlich, auszuschließen ist es aber natürlich trotzdem nicht. Wer auf der sicheren Seite stehen will, bestellt auf aktuellem Niveau, wer gute Nerven und noch genug Heizöl im Tank hat, kann die Lage aber auch weiter beobachten.