Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern teils kräftig nachgegeben. Vor allem bei Rohöl gab es Verluste von zeitweise mehr als fünf Prozent. Da die Gasölpreise aber deutlich weniger stark gefallen sind, werden die Heizöl-Notierungen hierzulande aller Voraussicht nach nur mit kleinen Abschlägen in den Handel starten.
Aktuell stehen die Oktober-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 100,20 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 92,40 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar weitere leichte Gewinne erzielen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0030 US-Dollar gehandelt.
Am Ölmarkt bleiben die Marktteilnehmer hin- und hergerissen zwischen der knappen Angebotslage einerseits und der Sorge für eine globalen Rezession andererseits.
Bezüglich der Versorgungslage gibt es neue Unsicherheiten in Libyen und auch im Irak, wo es nach dem Rückzug des Schiitenführers Moktada al-Sadr zu heftigen Kämpfen gekommen ist. Beide Länder sind wichtige Mitglieder der OPEC+, die sich in der nächsten Woche treffen will, um über die weitere Förderpolitik zu beraten. Eine Förderkürzung wurde kürzlich von Saudi-Arabien zwar etwas überraschend ins Spiel gebracht, ist derzeit aber wohl nicht die wahrscheinlichste Option. Diesbezüglich werden die Mitgliedsländer wohl abwarten wollen, ob der Iran schon bald wieder mehr Öl exportieren darf, falls das Atomabkommen bis dahin unter Dach und Fach gebracht werden sollte.
Ein weiteres Problem auf der Angebotsseite sind die knappen globalen Ölbestände. Gestern vermeldete das American Petroleum Institute (API) erneut einen deutlichen Rückgang vor allem bei den Benzin- und Destillatvorräten. Heute Nachmittag folgen die wichtigen Zahlen des Department of Energy (DOE).
Auch die Gasversorgung in Europa bleibt Thema am Ölmarkt. Der russische Konzern Gazprom hat die Lieferungen nach Frankreich komplett eingestellt und wird in den nächsten Tagen die Nord Stream 1 Pipeline wegen erneuter Wartungsarbeiten für mindestens drei Tage schließen.
Auf der Nachfrageseite erhöhen neue Lockdowns in China, sowie die hohe Inflation und die damit verbundenen Zinserhöhungen die Sorge vor einem Rückgang des Ölbedarfs.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar gestern weiter leicht zulegen und wieder über die Parität springen. Hintergrund war eine per August auf 7,9 Prozent angestiegene Inflationsrate in Deutschland, die eine weitere deutliche Zinsanhebung durch die EZB in der nächsten Woche sehr wahrscheinlich macht. Die meisten Marktteilnehmer rechnen mit einer Erhöhung um 0,5 Prozent, es wird aber auch ein Schritt um 75 Basispunkte mittlerweile nicht mehr zur Gänze ausgeschlossen.
Die Heizölpreise hierzulande sind gestern erfreulicherweise stärker zurückgegangen als am Morgen erwartet und auch heute sollte es weiter abwärts gehen. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen Abschläge in einer Größenordnung von im Schnitt einem halben bis einem Cent pro Liter erwarten. Auch wenn die Nachfrage immer noch recht hoch ist, so ist das Bestellaufkommen im Vergleich zur Vorwoche zuletzt doch etwas zurückgegangen. Das ändert aber leider vorerst nichts an den extrem langen Lieferzeiten und der schlechten Versorgungslage, die vor allem durch die niedrigen Pegelstände verursacht ist.