Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern im Laufe des Tages zunächst weiter deutlich nachgegeben, konnten sich bis Handelsschluss aber wieder erholen. Auch heute Morgen geht es im asiatisch geprägten Geschäft bislang weiter nach oben, sodass die Heizöl-Notierungen hierzulande mit deutlichen Aufschlägen erwartet werden.
Aktuell stehen die Juni-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 103,60 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 99,50 Dollar. Der Euro fällt im Vergleich zum Dollar weiter zurück und wird heute Morgen nur noch zu Kursen um 1,0725 US-Dollar gehandelt.
Zum Wochenstart dominierte gestern zunächst die Sorge vor den Auswirkungen der harten Corona-Politik der chinesischen Regierung das Handelsgeschehen. Es wird befürchtet, dass nach der Metropole Shanghai nun bald auch große Teile Peking von Lockdowns betroffen sein werden. Eine weitere Ausbreitung ist trotz der stregen Maßnahmen wahrscheinlich.
Es gab aber noch weitere bearishe, also preisdrückende Meldungen. So sollen in Libyen die Ölproduktion nach den politishen Unruhen bald wieder steigen und auch in Nigeria, wo es vorübergehend aufgrund von Öldiebstählen zu einer Drosselung der Förderung kam, können die Ölhähne wohl wieder aufgedreht werden.
Außerdem ließ der EU-Außenbeauftrage und Vize-Kommissionschef Josep Borrell verlauten, dass ein EU-Energieembargo nicht vor Ende Mai kommen wird.
Die Tatsache, dass Indien nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters seine Ölimporte aus Russland in den letzten Wochen massiv gesteigert hat, war sicherlich zudem ein Grund, warum die Rohölpreise gestern in der Spitze um gut fünf Dollar pro Barrel nachgegeben haben.
Mit einer Erholung an den US-Aktienmärkten konnten dann aber auch die Öl-Futures wieder zulegen. Insgesamt sieht es so aus, als nehme die Volatilität am Ölmarkt in diesen Tagen wieder zu.
Am Devisenmarkt bleibt der Euro im Vergleich zur „Ölwährung“ US-Dollar unter Druck. Daran konnte auch die Wiederwahl des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nicht ändern, die von den meisten Marktteilnehmern wohl ohnehin erwartet worden war. Unsere Gemeinschaftswährung kämpft weiterhin mit den schlechten Wirtschaftsaussichten für die EU und den steigenden Zinsen in den Vereinigten Staaten.
Schlechte Vorgaben also heute für den deutschen Inlandsmarkt, wo die Heizölpreise mit deutlichen Aufschlägen in den Tag starten werden. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Plus in einer Größenordnung von bis zu drei Cent pro Liter erwarten. Somit sind die Abschläge von gestern leider schon wieder Geschichte und der seit Wochen existente Seitwärtstrend ist wieder aufgenommen. Insgesamt kann von einem relativ ruhigen Geschäft berichtet werden. Die Kaufaktivität bleibt bei hohem Interesse eher gering.