Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern überraschenderweise kräftige Gewinne erzielen können, nachdem die USA die Freigabe strategischer Ölreserven angeordnet hat. In Folge kommt es leider auch bei den Heizöl-Notierungen hierzulande heute zu weiteren Aufschlägen.
Aktuell stehen die Januar-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 82,60 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 78,75 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar etwas an Boden gutmachen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,1250 US-Dollar gehandelt.
Der Schuss ging wohl nach hinten los, zumindest vorerst. Eigentlich wollte die USA mit ihrem Bemühen, länderübergreifend strategische Ölreserven auf den Markt zu geben, für Druck auf die Rohölpreise sorgen, das Gegenteil war gestern leider der Fall. Kurz nach der Meldung, dass US-Präsident Joe Biden die Freigabe für einen Teil der eigentlich für den Notfall eingelagerten Ölmengen angeordnet hat, schossen die Futures förmlich nach oben und gingen mit einem riesigen Plus von rund drei Dollar pro Barrel in etwa auf Tageshoch aus dem Handel.
Die Gründe für das offensichtlich gescheiterte Vorhaben liegen wohl darin, dass die Marktteilnehmer dies in den letzten Tagen schon eingepreist haben. Außerdem geht es hier im Fall der USA mit 50 Millionen Barrel um eine Menge, die im Vergleich zum globalen Ölverbrauch von derzeit fast 100 Millionen Barrel pro Tag eher als niedrig einzustufen ist. Es wird als mehr oder weniger ein halber Tag Produktion auf den Markt geworfen. Die Händler hatten sich anscheinend mehr erhofft und sehen das Problem nur in die Zukunft verschoben.
Bereits zuvor gab es recht gut ausgefallene Konjunkturdaten aus der EU, wo die Einkaufsmanagerindizes aus der Industrie und dem Dienstleistungssektor mit 58,6 bzw. 56,6 Punkten deutlich über den Erwartungen der Analysten lagen.
Nach Börsenschluss vermeldete dann das American Petroleum Institute (API) die wöchentlichen US-Ölbestandsdaten. Hier gab es wie schon in den Vorwochen einen überraschenden Aufbau bei Rohöl von 2,3 Millionen Barrel und auch bei Benzin ein Plus von 0,6 Millionen Fass. Lediglich die Destillat-Vorräte fielen um 1,5 Millionen Barrel.
Insgesamt sind die Zahlen eigentlich preisdrückend zu werten, doch die Ölpreise ziehen heute Morgen im asiatisch geprägten Handel bislang weiter an.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar nur in einem sehr geringen Maße von den guten Konjunkturdaten aus der EU profitieren. Ingesamt blieben die Kursausschläge aber gering. Heute stehen vor dem morgigen Thanksgiving-Feiertag in den USA eine Vielzahl von Konjunkturdaten auf der Agenda, die etwas mehr Schwung in den Handel bringen könnten.
Die Heizölpreise hierzulande haben natürlich bereits gestern auf den frühen Anstieg der internationalen Ölpreise reagiert, werden wohl aber auch heute nochmals mit Aufschlägen in den Tag starten. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Plus von einem halben bis einem Cent pro Liter erwarten. Auch wenn die gestrige Preiswende vorübergehend etwas mehr Bestellungen in den Handel gebracht hat, so bleibt die Nachfrage in diesen Tagen doch weiterhin recht verhalten. Trotzdem gehen die Lieferzeiten nur sehr zögerlich zurück. Daher auch weiterhin der dringende Appell, den Tankvorrat und die Entwicklung der Lieferzeiten gut im Auge zu behalten.