Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern weitere kräftige Verluste hinnehmen müssen, konnten sich in den letzten Handelsstunden aber stabilisieren. Vor allem bei Gasöl gab es sogar wieder leichte Aufschläge, sodass die Heizöl-Notierungen heute bestenfalls unverändert in den Tag starten werden.
Aktuell stehen die März-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 78,50 US-Dollar pro Barrel, eine Tonne Gasöl zur Lieferung Januar kostet zur Stunde 860 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar wieder zulegen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0610 Dollar gehandelt.
Zum Start in das neue Jahr überwiegen am Ölmarkt derzeit eindeutig die bearishen, also die preisdrückenden Einflüsse. Die allgemein schwachen globalen Konjunkturaussichten, die wohl außer Kontrolle geratene Corona-Lage in China, sowie zu erwartende höhere Produktexporte aus China und Russland haben die Rohölpreise gestern zeitweise wieder stark unter Druck gebracht.
Hinzu kommt das derzeit ungewöhnlich milde Winterwetter in großen Teilen Europas, mittlerweile aber auch in den USA. Entsprechend hat sich die Versorgungslage bei Erdgas, aber auch bei Destillaten wie Heizöl und Diesel deutlich verbessert, wobei die Bestände hier immer noch recht niedrig sind.
Die gestern Abend nach US-Börsenschluss vermeldeten US-Ölbestandsdaten des American Petroleum Institute (API) bestätigten dies. Zwar sind die Rohöl- und Benzinvorräte überraschend deutlich angestiegen, bei den Destillaten gab es aber ein unerwartet deutliches Minus von 2,4 Millionen Barrel. Die Zahlen sind derzeit aber allgemein mit Vorsicht zu genießen, da es aufgrund des Blizzards Ende Dezember zu Verschiebungen und Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Auch die heute am Nachmittag erwarteten Daten des Department of Energy (DOE) werden daher nur eine beschränkte Aussagekraft haben.
Die Ölfutures der Sorte „Brent“ haben seit dem letzten Handelstag im alten Jahr mittlerweile um rund 9 Prozent an Wert verloren und bewegen sich derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit Ende 2021.
Am Devisenmarkt haben gute Konjunkturdaten aus der EU den Euro im Vergleich zum US-Dollar gestern wieder zu Gewinnen verholfen. Der Einkaufsmanagerindex aus dem Dienstleistungssektor konnte per Dezember einen Wert von 49,8 Punkte erreichen und somit die Erwartung und den Vormonatswert deutlich übertreffen. Zudem fiel der US-Einkaufsmanagerindex aus der Industrie etwas schwächer aus als prognostiziert, ebenso der Caixin/Markit-Index aus dem Dienstleistungssektor in China.
Nach dem kräftigen Preisrückgang von gestern, starten die Heizölpreise heute stabil bis leicht höher ins den heutigen Handelstag. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen Aufschläge in einer Größenordnung von rund einem halben Cent pro Liter erwarten. Mittlerweile bewegt sich die Notierungen wieder auf dem niedrigsten Niveau seit Kriegsbeginn, was vor allem sicherheitsorientierte Ölheizer zur Bestandsaufstockung nutzen sollten. Risikobereite Verbraucher mit genügend Tankinhalt spekulieren auf weiter fallende Kurse, wobei das Abwärtspotenzial nach wie vor eher gering ist. Regional sind nach wie vor recht lange Lieferzeiten von mehreren Wochen zu berücksichtigen!