Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten blieben gestern auf gedrücktem Niveau und stehen nach wie vor unterhalb von 100 Dollar pro Fass. Gleichzeitig haben sich die Heizöl-Notierungen zuletzt weiter verteuert. Heute sollte diese, auf den ersten Blick unlogische Entwicklung, zumindest vorerst aber keinen Fortgang finden.
Aktuell stehen die September-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 99,50 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde gut 96 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum US-Dollar stabilisieren und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0020 US-Dollar gehandelt.
Mit den am Dienstagabend nach Börsenschluss vom American Petroleum Institute (API) vermeldeten Aufbau bei den US-Ölbeständen und den gemischt ausgefallenen Monatsberichten der Energy Information Administration (EIA) und der OPEC, hatten die Rohölpreise gestern wenig Potenzial nach oben.
Natürlich auch, weil Rezessionsängste und neue Corona-Ausbrüche in China eine künftig eher schwächere Ölnachfrage erwarten lassen.
Auf der anderen Seite bleibt die Versorgungslage nach wie vor angespannt. Neben dem Ukraine-Krieg ist der größte Unsicherheitsfaktor derzeit die unstabile Lage in Libyen. Hier wurde gestern der Chef der staatlichen Ölgesellschaft NOC von der umstrittenen Regierung abgesetzt. In Folge sind weitere Unruhen und eine stark verminderte Ölproduktion zu erwarten.
Leicht bearish, also preisdrückend fiel der gestern veröffentlichter Monatsreport der Internationalen Energieagentur (IEA) aus. Hier sieht man die Versorgungslage weniger angespannt als vor vier Wochen. Die hohen Ölpreise und das schwierige wirtschaftliche Umfeld sollten den Bedarf bremsen, meinen die Experten in Paris.
Aus den USA kamen am Nachmittag dann die mit Spannung erwarteten DOE-Ölbestandsdaten. Hier gab es durchweg deutliche Aufbauten über alle Bereiche, wobei die Aufbauten bei Rohöl aber wohl mit der Verteilung der strategischen Reserven in Verbindung zu bringen ist. Trotzdem war der Bericht eindeutig preisdrückend zu werten, denn vor allem bei der Gesamtnachfrage gab es einen kräftigen Einbruch von 20,5 auf nur noch 18,7 Millionen Barrel pro Tag.
Am Devisenmarkt bleibt der Euro schwach, konnte sich gestern im Vergleich zum US-Dollar aber stabilisieren und die Parität im Großen und Ganzen verteidigen. Dies, obwohl in den USA die Verbraucherpreise per Juni mit 9,1 Prozent noch stärker als erwartet angestiegen sind. Nun wird bereits über einen Zinsschritt von einem Prozent spekuliert. Bislang war man davon ausgegangen, dass die US-Notenbank die Zinsen demnächst um 50, höchstens aber um 75 Basispunkte anheben wird.
Die Heizölpreise hierzulande haben in den letzten Tagen leider ein Eigenleben entwickelt und stehen auf dem höchsten Stand seit Ende März. Wer dies verstehen will, sollte sich nicht nur die extrem ungünstige Entwicklung der Wechselkurse, sondern auch bei Gasöl, dem unversteuerten Vorprodukt von Heizöl bzw. Diesel anschauen. Diese sind bei weitem nicht so stark gefallen, wie die Rohölpreise und Ausdruck mangelnder Produktverfügbarkeiten. Heute sollten die Notierungen aber stabil bleiben, bestenfalls leicht nachgeben. Die Lieferzeiten haben durch das zuletzt sehr hohe Bestellaufkommen deutlich angezogen und liegen mancherorts bei bis zu zehn Wochen!