Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten starteten gestern mit deutlichen Aufschlägen in den europäisch geprägten Handel, legten den ganzen Tag über zu und schlossen auf Tageshoch. Auch heute morgen zeigen die Kurspfeile leider schon wieder nach oben, sodass auch die Heizöl-Notierungen ihren Aufwärtstrend wohl weiter fortsetzen werden.
Aktuell stehen die März-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 57,20 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde rund 53,70 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar, nach einigen verlustreichen Tagen, wieder etwas an Wert gewinnen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,2215 Dollar gehandelt.
Was treibt die Ölpreise, aber natürlich auch die Aktienmärkten in diesen Tagen und Wochen an? Diese Frage dürften sich in letzter Zeit nicht wenige Marktbeobachter gestellt haben.
Die eine Antwort gibt es wohl nicht, es dürften mehrere sein. Da spielt zum einen natürlich die Tatsache, dass an den Börsen die Zukunft gehandelt wird, eine große Rolle. Aber hier sieht man derzeit blühende Landschaften, die es eventuell gar nicht geben wird. Dann der Anlagenotstand. Wohin mit dem Geld, fragen sich derzeit nicht nur wohlhabende Privatpersonen, sondern auch sehr viele institutionelle Anleger. Und ein weiterer Aspekt ist sicherlich die Förderpolitik der wichtigsten Ölländer, die derzeit nur wenig Zweifel aufkommen lässt, dass es zumindest in naher Zukunft zu keiner unkoordinierten Überversorgung und somit zu einem keinem neuen Crash der Rohölpreise mehr kommen wird.
In den Monatsreports von EIA, IEA und OPEC wird wohl auf die neue Fördersituation und die weiterhin kaum nachlassende Corona-Pandemie eingegangen werden müssen. Den Anfang machte bereits gestern die Energy Information Administration (EIA). Hier wurde die Prognose zur globalen Ölnachfrage für dieses Jahr um 0,4 Millionen Barrel zurückgenommen, die weltweit erwartete Ölförderung aber nur um knapp 0,3 Millionen Fass. Mit der Preisprognose hächelt man der aktuellen Entwicklung hinterher und erwartet den höchsten Stand bereits im ersten, also aktuellen Quartal.
Die Zahlen sind unterm Strich somit eindeutlich bearish, also preisdrückend zu werten, doch die Öl-Futures zeigten sich bislang unbeeindruckt.
Auch die nach Börsenschluss vermeldeten API-Ölbestandsdaten fielen nicht unbedingt preistreibend aus. Zwar gab es bei Rohöl einen deutlichen Rückgang von 5,8 Millionen Fass, dafür aber bei den Produkten einen Zuwachs von 6,3 Millionen Fass. Mehr Aufschluss über die aktuelle Situation am US-Ölmarkt sollten heute Nachmittag die Zahlen des Department of Energy bringen.
Am Devisenmarkt konnte sich der Euro von den Verlusten der Vortage erholen und im Vergleich zum US-Dollar wieder etwas zulegen. Die Rendite der amerikanischen Staatsanleihen ist gestern wieder leicht zurückgegangen, nachdem diese in den letzten Tagen deutlich angestiegen war und somit dem „Greenback“ Rückenwind gegeben hatte.
Trotz der Währungsgewinne werden die Heizölpreise hierzulande leider mit weiteren Aufschlägen in den heutigen Handelstag starten. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Plus von rund einem halben Cent pro Liter erwarten. Dies, obwohl die Nachfrage nach Heizöl und auch nach Kraftstoffen in diesen Tagen sehr verhalten bleibt. Die Margen des Handels sind bereits wieder auf einem sehr niedrigen Niveau, sodass es von dieser Seite in nächster Zeit keinen weiteren Spielraum nach unten geben kann. Bleibt zu hoffen, dass sich die internationalen Ölpreise nicht noch weiter von der Realwirtschaft abkoppeln werden.