Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern erneut kräftig zugelegt und starten heute Morgen auf einem neuen Langzeithoch in den europäisch geprägten Handel. Da ein Großteil des Anstieges bereits gestern Nachmittag erfolgt ist, werden die Heizöl-Notierungen heute im Durchschnitt nur noch moderat höher erwartet und sich nur regional deutlicher verteuern!
Aktuell stehen die Dezember-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 82,80 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde rund 79 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum US-Dollar nur knapp behaupten und wird heute Morgen zu Kursen um 1,1585 US-Dollar gehandelt.
Mit der Entscheidung der OPEC+ Gruppe vom Montag, die Fördermengen nach Fahrplan und nicht außerplanmäßig stärker anzuheben war klar, dass die Rohölpreise auch in den nächsten Wochen so gut wie keinen Spielraum nach unten haben werden. Die Krise am Gasmarkt und die ohnehin knappe Versorgungslage lassen sogar befürchten, dass die Futures bald Richtung 100 Dollar pro Barrel marschieren werden.
Und so ging es nach dem kräftigen Anstieg vom Montag auch gestern weiter munter nach oben.
Angetrieben wurde diese Entwicklung zusätzlich von deutlich steigenden Aktienmärkten und guten Konjunkturdaten. Der EU-Einkaufsmangerindex aus dem Dienstleistungssektor ist per September mit 56,4 Punkten etwas besser ausgefallen als erwartet und auch der Vergleichswert aus den USA konnte am Nachmittag mit 61,9 statt der prognostizierten 60 Punkte überzeugen.
Leider sind gestern auch die Gaspreise weiter kräftig auf ein neues Langzeithoch angestiegen, sodass sich von dieser Seite der Druck auf den Ölmarkt weiter verstärkt.
Die gestern Abend nach Börsenschluss vermeldeten wöchentlichen US-Ölbestandsdaten des American Petroleum Institute (API) fielen hingegen bearish, also preisdrückend aus, sodass sich die Öl-Futures heute Morgen etwas stabilisieren können. Vor allem der deutliche und unerwartete Aufbau bei Benzin von 3,7 Millionen Barrel überraschte, aber auch bei Rohöl und Heizöl bzw. Diesel gab es einen leichten Zuwachs.
Heute Nachmittag werden die wesentlich umfang- und einflussreicheren Zahlen des Department of Energy (DOE) veröffentlicht. Sollte der Bestandsaufbau hier Bestätigung finden, könnte sich der Markt zumindest vorübergehend etwas beruhigen.
Am Devisenmarkt gab es auch gestern wieder keine größeren Kursbewegungen. Der Euro konnte sich im Vergleich zum US-Dollar nach den relativ guten Einkaufsmanagerzahlen festigen, fiel am Nachmittag nach den guten Vergleichszahlen aus den USA aber wieder leicht zurück. Insgesamt bleibt unsere Gemeinschaftswährung in diesen Tagen und Wochen auf einem niedrigen Niveau.
Auch das ist ein Grund, warum die Heizölpreise hierzulande derzeit auf Langzeithoch stehen. Der wesentlich stärkere Faktor ist aber der in letzter Zeit extrem gestiegene Rohölpreis. Da gestern ein Großteil dessen Anstieges bereits mitvollzogen wurde, werden die Notierungen heute nur regional stärker anziehen. Im Bundesschnitt ist nach aktuellen Berechnungen und ersten Preistendenzen aus morgendlicher Sicht mit einem Plus von knapp einem Cent pro Liter zu rechnen. Die Nachfrage bleibt auf einem sehr hohen Niveau und die Liefersituation in einigen Regionen wird immer angespannter. Teilweise muss mit Wartezeiten von acht bis zehn Wochen gerechnet werden, also in etwa bis Weihnachten!