Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten bleiben im Aufwärtstrend, auch wenn es gestern im späten Handel zu Gewinnmitnahmen gekommen ist. So werden die Heizöl-Notierungen, die gestern einen neuen Höchststand seit Anfang des letzten Jahres erreicht haben, heute nur wenig verändert in den Tag starten.
Aktuell stehen die August-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ weiterhin bei gut 73 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 71,05 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar wieder etwas an Boden gutmachen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,2130 US-Dollar gehandelt.
Am Ölmarkt wird derzeit die Karte der starken Nachfrage gespielt, nachdem in immer mehr Ländern und Regionen die Corona-Beschränkungen aufgehoben werden können und nicht nur die Wirtschaft wieder an Fahrt auf-, sondern auch die Reisetätigkeit massiv zunimmt. Dies wird sich wohl solange nicht ändern, bis es auf der Angebotsseite eine entsprechende Reaktion der OPEC+ Gruppe gibt.
Mit einer solchen wird wohl frühestens Anfang Juli zu rechnen sein, wenn das nächste turnusmäßige Treffen in Wien auf der Agenda steht. Bislang sah man innerhalb der organisierten Ölförderländer noch keine Veranlassung, das Tempo bei der Ölförderung zu erhöhen.
Grund war und ist wohl auch, weil immer noch offen ist, ob und wann der Iran wieder vollständig an den Markt zurückkehren kann bzw. wird. Dies hängt maßgeblich von den Gesprächen zur Wiederaufnahme des Atom-Abkommens von 2015 ab, die derzeit etwas ins Stocken geraten sind. Marktbeobachter rechnen nicht damit, dass es hier vor den iranischen Präsidentschaftswahlen am 18. Juni noch zu einem Durchbruch kommen wird. Danach muss aber erstmal abgewartet werden, wie sich die neue Regierung in Teheran verhalten wird.
Mit ein Grund für das verknappte Angebot ist auch der deutliche Rückgang der US-Schieferölproduktion. Hier sind die privaten Betreiber der Bohranlagen stark abhängig von Investitionen, die zuletzt eher nur verhalten getätigt wurden. Nach einem starken Rückgang zu Beginn der Pandemie und einer relativ schnellen Erholung im zweiten Quartal 2020 stagnieren die Mengen hier seit rund einem Jahr bei 7,7 bis 7,9 Millionen Barrel pro Tag. Zuvor lagen die Mengen teilweise deutlich über 9 Millionen Fass.
Am Devisenmarkt gab es gestern wieder einen recht ruhigen Handel, bei dem der Euro im Vergleich zum US-Dollar wieder etwas zulegen konnte, nachdem es ja am Freitag stärkere Verluste gegeben hat. Unterstützt wurde unsere Gemeinschaftswährung dabei von starken Zahlen aus der europäischen Industrie. Hier stieg die Produktion per April auf Jahressicht um 39,3 Prozent. Der Fokus der Anleger richtet sich nun zunehmend auf die Sitzung der US-Notenbank, die heute Abend beginnt und von der man sich am Mittwoch dann neue Erkenntnisse erhofft.
Die Heizölpreise hierzulande werden nach diesen Vorgaben heute zur Eröffnung keine großen Sprünge machen. Wenn es Anpassungen gibt, dann sollten diese leicht nach unten erfolgen. Zumindest lassen aktuelle Berechnungen und erste Tendenzen ein Minus in einer Größenordnung von bis zu 0,2 Cent pro Liter erwarten. Weiterhin gilt, dass keine Trendwende in Sicht ist und daher mit der Bevorratung nicht mehr gewartet werden sollte. In der zweiten Jahreshälfte wird die Inlandsnachfrage deutlich anziehen, was nicht nur die Notierungen weiter nach oben treiben dürfte, sondern auch die Lieferzeiten!