Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern nach Bekanntwerden der Entscheidung der OPEC+ Gruppe deutlich angezogen und tendieren auch heute Morgen weiter nach oben. Zusätzlich werden die Heizöl-Notierungen von Währungsverlusten getrieben, sodass heute zum Start in den letzten Handelstag der Woche leider massive Aufschläge zu erwarten sind.
Aktuell stehen die Mai-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 67,60 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 64,60 Dollar. Der Euro verliert im Vergleich zum US-Dollar deutlich an Wert und wird heute Morgen nur noch zu Kursen um 1,1960 US-Dollar gehandelt.
Das, was gestern am späten Nachmittag von den Delegierten der OPEC+ Gruppe zu Protokoll gegeben wurde, hatte wohl kaum jemand erwartet. Die Fördermengen sollen völlig überraschend nicht angehoben werden und zusätzlich will Saudi-Arabien seine freiwillige Kürzung von einer Million Barrel pro Tag auch noch im April fortführen.
Im Vorfeld ist man eigentlich davon ausgegangen, dass die Produktion um mindestens 0,5 Millionen Fass pro Tag angehoben wird und das Königreich die Sonderaktion, wie vor einiger Zeit angekündigt, Ende März auslaufen lassen will. Anscheinend konnten die Saudis Russland, das sich im Vorfeld für eine deutliche Anhebung der Fördermengen ausgesprochen hatte, davon überzeugen, dass es für eine deutliche Lockerung noch zu früh ist.
Die Reaktion der Händler fiel dann auch entsprechend aus. Binnen weniger Minuten schossen die Rohölpreise um rund drei Dollar pro Barrel nach oben und markierten den höchsten Stand seit Anfang Januar letzten Jahres. Zahlreiche Analysten haben in Folge ihre Preisprognosen deutlich angehoben. Goldman Sachs erwartet für das dritte Quartal nun einen Brent-Ölpreis von 80 Dollar.
Zudem wurden gestern recht positive Konjunkturdaten veröffentlicht, die bereits am frühen Nachmittag preistreibend gewirkt haben. So lag die EU-Arbeitslosenquote per Januar mit 8,1 Prozent unter der Erwartung von 8,3 Prozent, die Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenunterstützung mit 745.000 ebenfalls leicht unterhalb der Prognosen. Die US-Werksaufträge legten per Januar kräftig um 2,6 Prozent zu.
Am Devisenmarkt verlor der Euro im Vergleich zum US-Dollar fast zeitgleich zum Ölpreisanstieg deutlich an Wert. Auslöser für den Kursrutsch waren Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell, der entgegen der Erwartungen der Marktteilnehmer nicht auf den jüngsten Anstieg der Renditen reagieren will. Man sieht bei der Fed keine Anzeichen für einen nachhaltigen Preisauftrieb und somit keine Veranlassung, die Geldpolitik zu ändern, was an den Aktienmärkten gar nicht gut angekommen ist. Der Dow-Jones-Index gab um über ein Prozent nach.
Schlechter könnten die Vorgaben für den deutschen Inlandsmarkt heute leider kaum sein, sodass die Heizölpreise mit massiven Aufschlägen in den letzten Handelstag der Woche starten werden. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Plus in einer Größenordnung von gut einem Cent pro Liter erwarten. In Regionen, wo gestern noch nicht auf die stark steigenden Ölpreise reagiert wurde, könnte es durchaus auch eine Verteuerung von knapp zwei Cent pro Liter geben. Die Aussichten auf fallende Notierungen haben sich mit dem gestrigen Ereignis leider deutlich verschlechtert!