Rohölfutures trotz schwächerer IEA-Nachfrageprognosen stabil

Mit der IEA gab am Donnerstag nach EIA und OPEC die letzte der drei wichtigen Institutionen am Ölmarkt ihre Einschätzung zur Lage am Ölmarkt bekannt. Was die Entwicklung der Ölnachfrage angeht ist die IEA eher bei der OPEC, die schon tags zuvor ihre Nachfrageprognosen gesenkt hatte.

Die IEA verwies in ihrem aktuellen Monatsbericht dabei vor allem auf die Nachfrage nach Kraftstoffen im Luftfahrtssektor, der immer noch stark mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen habe. Dennoch rechnet die IEA damit, dass zumindest die Ölbestände bis Ende des Jahres weiter sinken werden.

Laut Tom Finlon von GF International gibt es derzeit viele Faktoren, die in unterschiedliche Richtungen deuten. Dabei nennt er einerseits die schwächeren Nachfrageprognosen von Institutionen wie der IEA, die steigende Ölproduktion der OPEC sowie den Abbau der Rohölbestände in den USA. Daher dürften die Ölpreise seiner Ansicht nach vorerst in einer engen Spanne bleiben werden.

Auch Andrew Lebow von Commodity Research Group hält die fundamentale Situation für eine deutlichere Erholung noch nicht für gegeben. „Es könnte sicherlich einige Risiken auf der Nachfrageseite geben, abhängig vom Pfad des Virus,“ so Lebow. Laut worldometers.info ist die Anzahl der registrierten Corona-Infektionen mittlerweile auf über 21 Mio. angestiegen.

Und während die neuseeländische Regierung über eine Verlängerung des jüngst verhängten Lockdowns für die Stadt Auckland nachdenkt, müssen Reisende aus Frankreich und den Niederlanden, die in das Vereinigte Königreich wollen, erst einmal 14 Tage in Quarantäne. Frankreich hat bereits mit entsprechenden Gegenmaßnahmen gedroht. Nach einer wirklichen Entspannung im Hinblick auf die Pandemie sieht es also nicht aus. Derweil wartet man weiter auf Fortschritte bei den Verhandlungen über ein zusätzliches Konjunkturpaket der US-Regierung.

Auf Produktionsseite steht nun erst einmal die nächste Sitzung des OPEC+ Komités zur Kontrolle der Produktionskürzungen im Fokus (JMMC). Dem russischen Energieminister zufolge dürfte die Sitzung am kommenden Mittwoch zwar keine großen Entscheidungen hinsichtlich der Produktionspolitik des Bündnisses bringen. Die Frage bleibt jedoch, ob die immer noch von den von den Vorgaben abweichende Produktion Iraks unter den OPEC+ Mitgliedern für zunehmende Spannungen sorgt oder ob man weiter darauf wartet, dass sich das Land endlich an die Vereinbarungen hält.

Vor dem Wochenende stehen nun noch einige wichtige Wirtschaftsindikatoren auf der Agenda. Vor allem die Entwicklung der US-Industrieproduktion dürfte von den Marktteilnehmern als weiterer Indikator in Sachen Nachfrage herangezogen werden. Zudem soll es heute außerdem Gespräche zwischen den USA und China zum Teilhandelsabkommen geben. Nach den jüngsten Spannungen zwischen den beiden Ländern, fragen sich viele Marktteilnehmer, wie lange das Abkommen überhaupt noch Bestand haben wird.