Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern nach Veröffentlichung der neuesten Ölbestandsdaten aus den USA weiter deutlich angezogen und stehen derzeit auf dem höchsten Stand seit genau drei Monaten. Da die Gasölpreise aber weitgehend stabil geblieben sind, wird es heute zumindest in der Eröffnung auch bei den Heizöl-Notierungen zu keinen größeren Veränderungen kommen.
Aktuell stehen die August-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei knapp 124 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 122,40 Dollar. Der Euro kann sich im Vergleich zum US-Dollar etwas verbessern und wird heute Morgen zu Kursen um 1,0725 US-Dollar gehandelt.
Obwohl die Weltbank ihre Prognose für das globale Wirtschaftswachstum erneut deutlich von 4,1 auf 2,9 Prozent gesenkt und gleichzeitig vor den Gefahren einer Stagflation gewarnt hat, schlugen die Rohölpreise auch gestern wieder den Weg nach oben ein.
Bereits vor Bekanntgabe der mit Spannung erwarteten US-Ölbestandsdaten durch das Department of Energy (DOE) zogen die Futures leicht an. Als die Zahlen dann über die Ticker rollten, ging es nochmals deutlich nach oben. Zwar stiegen die Rohölvorräte, wie bereits tags zuvor vom American Petroleum Institute (API) vermeldet, etwas an, dies wurde aber wohl durch eine Zunahme bei dem Importmengen erreicht. Die Bestände im Zentrallager Cushing gingen hingegen erneut zurück und auch bei Benzin wurde ein weiterer, wenn auch nur leichter Rückgang von 0,8 Millionen Barrel ermittelt. Die Gesamtnachfrage stieg deutlich um 0,7 Millionen auf über 20,2 Millionen Fass täglich an, während die Ölproduktion weiter bei 11,95 Millionen Barrel pro Tag stagniert.
Außerdem gibt es wohl wieder neuen Ärger mit dem Iran, der eine baldige Einigung im Atom-Streit sehr unwahrscheinlich macht. In Reaktion auf die Mahnung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die Zusammenarbeit dringend zu verbessern, wurden kurzerhand zwei Überwachungskameras abgeschaltet.
Des weiteren droht ein Streik der Ölarbeiter in Norwegen. Sollte es hier bei den Tarifgesprächen keine Einigung geben, könnten ab Sonntag rund 11 Prozent der Beschäftigen die Arbeit niederlegen.
Die heute am Morgen veröffentlichten Konjunkturdaten aus China dürften ebenfalls kaum Druck auf die Ölpreise bringen. Per Mai wurde ein Zuwachs bei den Exporten von 16,9 Prozent vermeldet, die Importe stiegen ebenfalls stärker als erwartet um 4,1 Prozent.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar im Vorfeld der heutigen Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) leicht verbessern. Allgemein wird erwartet, dass von den EZB-Chefin Christine Lagarde am Nachmittag ein Ende der Anleihekäufe verkündet und für das nächste Treffen im Juli eine erste Zinsanhebung in Aussicht gestellt wird.
Dank der relativ stabilen Gasölpreise und der leichten Währungsgewinne, werden die Heizölpreise hierzulande heute kaum verändert in den Tag starten. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht sogar ein leichtes Minus von bis zu einem halben Cent pro Liter erwarten. Während die Zahl der Marktbeobachter weiterhin auf einem sehr hohen Niveau liegt, ist das Bestellaufkommen außerordentlich gering. Dies lässt befürchten, dass es spätestens im Herbst zu einem Nachfrageschub und in Folge zu sehr langen Lieferzeiten kommen wird. Dies dürfte sich dann auch zusätzlich negativ auf die Preisentwicklung auswirken.