Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben sich gestern eigentlich stabilisiert und stehen derzeit auf einem verhältnismäßig moderaten Niveau. Da die Produktpreise zuletzt aber deutlich angezogen haben und der Euro auf den tiefsten Stand der letzten 20 Jahr gefallen ist, tendieren die Heizöl-Notierungen hierzulande leider in Richtung neuer Langzeithöchststände.
Aktuell stehen die September-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 105,30 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 102,40 Dollar. Der Euro fällt im Vergleich zum US-Dollar weiter zurück und wird heute Morgen nur noch knapp über der 1-Dollar-Marke gehandelt.
Die Angst vor einer Energiekrise in Europa weitet sich aus. Gestern wurde ja die Nord-Stream-1-Pipeline zwecks Wartungsarbeiten abgeschaltet und nun blicken nicht nur die Marktteilnehmer mit Sorge auf den Termin zur Wiederinbetriebnahme. Sollte, wie es derzeit zu befürchten ist, in zehn Tagen auch weiterhin kein Gas mehr aus Russland ankommen, haben einige Länder in der EU sicherlich ein massives Problem.
Dies ist der Hauptgrund, warum derzeit an den Ölmärkten vor allem Endprodukte sehr gefragt sind und hier die Notierungen anziehen, obwohl die Rohölpreise im Großen und Ganzen stabil bleiben.
Die gestern vermeldeten Nachrichten brachten sogar leichte Entspannung, denn der befürchtete Lieferstopp aus Kasachstan ist nach aktueller Lage nun wohl vom Tisch und in China könnte es aufgrund der Verbreitung der neuen Corona-Omikron-Variante schon bald wieder zu massiven Einschränkungen kommen.
Einen stärkeren Rückgang der Rohölpreise verhindern derzeit die massiven Lieferausfälle in Libyen und die nicht vorankommenden Atomverhandlungen mit dem Iran, dessen Mengen derzeit dringend gebraucht werden würden.
Ab heute warten die Marktteilnehmer auf die Monatsberichte von EIA, OPEC und IEA und auch auf eine neue Runde bei den US-Ölbestandsdaten.
Am Devisenmarkt spricht in diesen Tagen leider weiterhin wenig für den Euro, der im Vergleich zum US-Dollar unmittelbar vor der Parität steht. Die steigende Angst vor einer Energiekrise in Europa, die schnell steigenden Zinsen in den USA sowie die Tatsache, dass der Greenback in Krisenzeiten ohnehin stärker gesucht ist, sind die Hauptgründe für die Dollar-Stärke bzw. Euro-Schwäche.
Trotz der stabilen Rohölpreise ziehen die Heizölpreise hierzulande leider weiter an. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein Plus in einer Größenordnung von zwei bis drei Cent pro Liter erwarten. Somit stehen die Notierungen mittlerweile unmittelbar vor einem neuen Langzeithoch. Die Verbraucher sind durch die aktuellen Medienberichte aufgeschreckt und die Nachfrage hat zum Wochenstart, trotz der hohen höheren Preise, wieder deutlich angezogen.