Streikende, Erholung der Produktion in Libyen und USA – Ölfutures weicher

Die kurzfristigen bullishen Faktoren, die an den Ölbörsen in der vergangenen Woche noch zu einem Aufwärtstrend geführt hatten, haben sich in der neuen Handelswoche bereits größtenteils gegeben.

Der Streik von Ölarbeitern in Norwegen, der bereits seit eineinhalb Wochen angedauert hatte, wurde am Freitag beigelegt. Umfangreichere Produktionsausfälle, die durch den Betriebsstopp am Johan Sverdrup bei einer erneuten Ausweitung des Streiks entstanden wären, konnten somit verhindert werden.

Dies dürfte vor allem den OPEC+ Ländern Kopfzerbrechen bereiten, die seit Monaten versuchen, die Produzenten auf Kurs zu halten, die sich nicht an die im April vereinbarten Produktionskürzungen halten. Stärkere Produktionsausfälle in Norwegen, wenn auch nur kurzfristig, hätten dem Bündnis bei seinen Bemühungen, den Markt ins Gleichgewicht zu bringen, in die Karten gespielt.

Stattdessen dürfte der Markt nun erst einmal weiterhin gut versorgt bleiben, zumal Libyen – ein OPEC-Mitglied das von den Produktionskürzungen ausgenommen ist – zuletzt auch die Wiederaufnahme des Förderbetriebs an seinem größten Ölfeld angekündigt hat. „Der libysche Öl-Restart nimmt schneller an Fahrt auf als die meisten Menschen erwarteten,“ so Bill Farren-Price von Enverus. In einer Zeit, in der die OPEC aufgrund der sich intensivierenden zweiten Pandemiewelle bereits mit einer schwächer als erwarteten Nachfrage zu kämpfen habe, sei die Wahrscheinlichkeit zunehmender Ölexporte aus Libyen „ein zusätzlicher Gegenwind“ für die Organisation, so Farren-Price.

Davon abgesehen dürften auch die Produktionsausfälle im Golf von Mexiko, die durch Hurrikan Delta in der vergangenen Woche verursacht wurden, erwartungsgemäß kurzlebig bleiben. Bereits am Sonntag hatte das Bureau of Safety and Energy Enforcement (BSEE) einen leichten Anstieg der dortigen Förderung gemeldet.

Für die OPEC und ihre Partner dürfte jedoch vor allem die Entwicklung der Produktion Libyens entscheidend sein. Sollte sich die Ölförderung des Landes tatsächlich rasch erholen können, würde eine Verschiebung der nächsten Lockerungen der OPEC+ Kürzungen immer wahrscheinlicher. An sich wollte das Produzentenbündnis die Kürzungen im Januar von derzeit 7,7 auf 5,8 Mio. B/T zurückfahren. Bereits letzte Woche hieß es jedoch aus der saudischen Ölindustrie, Saudi-Arabien ziehe eine Verlängerung der aktuellen Kürzungen in Erwägung.

Die Händler werden nun im Auge behalten, wie schnell sich Libyens Produktion weiter erholen wird, aber auch welche Schäden Hurrikan Delta an der Ölinfrastruktur in der US-Golfregion hinterlassen hat. Was dies betrifft, wirkt derzeit der Ausfall eines Abschnitts der Colonial Pipeline noch stützend. Vor allem die Destillate-Kontrakte dürften dadurch heute Rückenwind erhalten, da es sich bei dem abgeschalteten Abschnitt um eine Destillate-Pipeline handelt.

Am Dienstag und Mittwoch stehen dann die aktuellen Monatsberichte von OPEC und IEA im Fokus. Der Bericht der EIA erwies sich vergangene Woche erneut als bearish. Die US-Ölbestandsdaten werden in dieser Woche aufgrund des Columbus-Day Feiertags (am heutigen Montag) einen Tag später als üblich bekannt gegeben. Gleiches gilt für den Bericht zur US-Schieferölproduktion, der am Dienstag fällig ist.