Die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten haben gestern keine größeren Kurssprünge vollzogen und sind trotz deutlich gefallener US-Ölbestände sogar etwas schwächer aus dem Handel gegangen. Heute Morgen ziehen die Futures bisher leicht an, die Heizöl-Notierungen starten aber weitgehend stabil.
Aktuell stehen die September-Kontrakte der europäischen Nordsee-Ölsorte „Brent“ bei 75,10 US-Dollar pro Barrel, ein Fass US-Öl „West Texas Intermediate“ kostet zur Stunde 72,70 Dollar. Der Euro kann im Vergleich zum US-Dollar erneut Gewinne verbuchen und wird heute Morgen zu Kursen um 1,1860 US-Dollar gehandelt.
Nachdem die US-Ölbestandsdaten des American Petroleum Institute (API) am Dienstagabend nach Börsenschluss einen überraschend deutlichen Rückgang der Ölvorräte hervorgebracht haben, starteten die Rohölpreise gestern zunächst mit leichten Aufschlägen in den europäisch geprägten Handel. Dann rückten aber die wieder steigenden Corona-Neuinfektionen und die damit einhergehenden Diskussionen um neue Reisebeschränkungen wieder in den Fokus der Anleger, sodass dieser Fakt ausgeglichen wurde und die Futures den ganzen Tag über um ihr Ausgangsniveau pendelten.
Die am späten Nachmittag veröffentlichten und mit Spannung erwarteten Ölbestandsdaten des Department of Energy (DOE) bestätigten dann die API-Zahlen vom Vortag. Auch hier gab es einen deutlichen Abbau bei Rohöl von 4,1 Millionen Barrel und bei Heizöl bzw. Diesel von 3,1 Millionen Fass. Die Benzinbestände gingen um 2,3 Millionen Barrel zurück.
Mindestens genau so wichtig ist aber auch die Entwicklung der Nachfrage, die in dieser Woche nochmals um mehr als eine halbe Millionen Barrel pro Tag auf 21,1 Millionen Fass täglich angestiegen ist. Die Ölproduktion ist gleichzeitig leicht auf 11,2 Millionen Barrel pro Tag zurückgegangen.
Insgesamt waren die Zahlen also klar bullish, also preistreibend zu werten. Trotzdem reagierten die Ölpreise kaum, was zum einen damit zu begründen ist, dass die Händler wohl schon im Vorfeld mit diesen gerechnet haben. Zum anderen hat die Verunsicherung über die künftige Entwicklung der Nachfrage zuletzt doch wieder stark zugenommen und viele Marktteilnehmer agieren entsprechend vorsichtig.
Am Devisenmarkt konnte der Euro im Vergleich zum US-Dollar zulegen und dabei von der Entscheidung der US-Notenbank, vorerst bei ihrer extrem lockeren Geldpolitik zu bleiben, profitieren. Zwar gab es auch Hinweise darauf, dass die Zügel in absehbarer Zeit auch etwas angezogen werden könnten, dies war aber sicherlich keine Überraschung und wirkte sich somit kaum auf den Handel aus.
Die Heizölpreise hierzulande werden mit diesen Vorgaben heute in der Eröffnung ebenfalls keine großen Sprünge vollziehen. Aktuelle Berechnungen und erste Preistendenzen lassen aus morgendlicher Sicht ein kleines Minus von bis zu 0,3 Cent pro Liter erwarten. Somit bleiben die Notierungen auf ihrem nun schon seit über einem Monat bestehenden Niveau, das von den meisten Verbrauchern als zu hoch empfunden wird. Vor einem Jahr kostete Heizöl in einer Sondersituation um knapp 30 Cent pro Liter weniger als heute. Da wird schnell übersehen, dass wir uns derzeit genau auf dem Durchschnittsniveau der letzten zehn Jahre befinden, trotz der seit Jahresbeginn erhobenen CO2-Abgabe von 8 Cent pro Liter. In welchen anderen Bereichen hat es eine derartige Preisstabilität gegeben?